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dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)

titel: Engadiner Sgraffiti

jahr: 17./18. Jahrhundert, dann ab 1900 / 1940

adresse: (hauptsächlich im) Engadin (mit Ausläufern im übrigen Kanton Graubünden und der östlichen Deutschschweiz)

+: Seit 1900 gab es, vorallem im alpinen Hotelbau in der Region um St. Moritz, Rückgriffe auf die Engadiner Sgraffitokunst, die ihre Hochblüte im 17. und 18. Jahrhundert erlebt hatte und auf mittelitalienische Palazzodekorationen der Renaissance zurückging, die sich entlang der Handelsrouten durch Bergell und Engadin in Richtung Osten ausgebreitet hatte. Das Sgraffito hatte sich auf dem Engadiner Bauernhaus zu einem eigenen Typus entwickelt. Die Dekorationen überspielen manchmal Asymmetrien der Fassaden, nehmen deren Unregelmässigkeit jedoch auch flexibel auf.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten Dorfbrände, die Verarmung von Dörfern abseits der neuen Verkehrsrouten, aber auch neuere Dekorationstypen zu einem markanten Rückgang der vorhandenen alten Sgraffiti geführt. Architekten wie die beiden Nicolaus Hartmann aus St. Moritz griffen Elemente des traditionellen Sgraffito zum Beispiel beim Bau von neuen Hotelpalästen in einem historistischen Verständnis auf. Ab 1920 wurden vereinzelt Fassaden restauriert. Zu einer eigentlichen Kampagne kam es durch die Initiative des Unterengadiner Architekten Iachen Ulrich Könz, der von 1939 bis in die 1970er-Jahre ein Inventar der Sgraffitofassaden im Engadin und angrenzenden Tälern führte und grossangelegte Restaurierungen und Rekonstruktionen wie diejenige in Guarda 1940—45 begleitete und oftmals selber durchführte. Im Gefolge der Wiederherstellung alter Sgraffiti kam es auch zur Dekoration alter Gebäude durch neue Sgraffiti und zur verbreiteten (oftmals trivialen) Dekoration von Neubauten.

Eigenständige moderne Sgraffiti sind selten. Zwei wichtige Vertreter, Constant und Steivan Könz, beides Söhne des Spiritus rector der Wiederbelebung des Sgraffito, konnten bei der Entwicklung ihrer Werke auf eine reiche Erfahrung in der Restaurierung und Rekonstruktion zurückgreifen, die sie an der Seite ihres Vaters und dank von ihm vermittelten Aufträgen erworben hatten. Constant Könz bevorzugte geometrische und ungegenständliche Elemente, während bei Steivan Könz ein fabulierender Wildwuchs frivoler Figuren vorherrscht.

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