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dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)

künstler: Reinhold Kündig

titel: Umlaufender Bilderfries

jahr: 1915

adresse: Universität Zürich (Kollegiengebäude, Bibliothek des Englischen Seminars, 2. OG./Raum 202), Rämistrasse 71, Zürich

+: Nach Protesten der Dozenten 1915 überstrichen.

«Kündig [­…] dass er […] […] er male Erlebnisse wie Die Bilder, die er im Vestibül male sei der Ausdruck des Kampfes und der Verwirrung in der er sich befunden habe und er sich entlastet. Es ist also ein Stück Menschenschicksal in diesen Bildern. Obwohl ich dieselben noch nicht als letzte Aeusserungen ansehe so nehme ich diese Malereien doch an. Christus Goethe, Böcklin Marrès sagten alle, wir müssen werden wie die Kinder. Nun. Die Künstler der Zürcher Gruppe streben nach diesem Ideal, nach dem reinen unverfälschten Ausdruck der Seele, und suchen sich so rein alls möglich zu erhalten Sie haben sich in dieser Beziehung als Charaktere bewiesen.
Die Sprache, deren sie sich bedienen ist infolge dessen eigenartig (und) oder originell. Sie muss auch eigenartig oder originell sein, weil das […] der […] Vorgänge sich nicht formen bedienen kann, mit denen niemals Seele ausgedrückt werden kann oder ausgedrückt worden ist. Sie müssen ihre Sprache dazu suchen, und wir müssen damit zufrieden und schliesslich froh sein sein, dass es Künstler gibt die diese Wege suchen.
Unsere Zeit hat sich daran gewöhnt Könner zu verlangen und Könner zu verehren, wobei unter Könnner der Formensystematiker verstanden ist. Man ist von den Erfolgen der Photographie so ergriffen, dass man die photographische Gegenständlich auch vom Künstler verlangt und nicht etwa ein Wort seiner Seele einer Offenbarung seines Geistes.
Man verlangt Fingerfertigkeit aber nicht Geistestätigkeit.
Wie ein Kind erzogen wird! Es soll den Leib der Mutter als Gelehrter verlassen! Man raubt dem Kind die Kindheit so früh als möglich es wird so früh als möglich in den Bann der Nichtigkeit und Schweinereien der Grossen einbezogen. Es wird so früh als möglich in die […] und Verworrenheit unseres heutigen Lebens eingefuchst und in der Schule wenn es zu klein ist in die Streckmaschine eingespannt wenn es zu gross ist um einen Kopf gekürzt.
Eine solche Zeit hat wenig oder kein Verständnis für Natur aus der die Zürcher Künstlergruppe heraus schaffen. Aber wir sind ja stets in der Entwicklung begriffen und wir wollen uns die Mühe nicht verdriessen lassen […]» (Karl Moser, Tagebuch von 1914)

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