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dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)

name: Könz

vorname: Steivan Liun

wikidata-repräsentation: Q2341994

gnd-repräsentation: 1013365941

biografische angaben: * 30.10.1940 Guarda, † 24.4.1998 Chur. Maler. Farbige Zeichnung, Radierung, Sgraffito, Stuck. Sohn des Architekten und Sgraffitisten Jachen Ulrich Könz und der Kinderbuchautorin ("Schellenursli") Selina Könz-Meyer ("Chönz"). Halbbruder des Architekten, Malers und Sgraffitisten Constant Könz

Steivan Könz besuchte 1957 bis 1959 zwei Vorkursjahre der Kunstgewerbeschule Zürich, dann, ab 1959 die Fotoklasse von Walter Binder. Kurzen Anstellungen, unter anderem bei Josef Müller-Brockmann und einigen Reisen folgte 1965 bis 1968 der Versuch, als Fotograf mit Atelier in Adliswil bei Zürich selbständig zu arbeiten. 1968 Verkauf des Ateliers und Beginn der Laufbahn als Maler, Druckgrafiker und Sgraffitokünstler. Zwischen 1960 und seinem Tod 1998 schuf er ungefähr 150 Fassadensgraffiti und -bemalungen, von denen sich ca. 100 im Engadin befinden. Die Sgraffitotechnik lernte er wie seine vier Halbbrüder von seinem Vater Iachen Könz, der in den 1940er-Jahren unter anderem die Restauration vieler Häuser in Guarda leitete und teilweise ausführte.

Motive seiner Sgraffiti entnahm Könz einerseits der Engadiner Sgraffitotradition, anderseits Motiven, die er auf seinen Reisen (unter anderem in den Sudan, nach Kenia, in die Türkei und nach Indien) entdeckte. Dazu Siegfried (S. 45): «Skizzen von Menschen, Gesichtern, sakraler Architektur und seldschukischen, byzantinischen und armenischen Ornamenten sind in Könz' türkischem Reisebuch [von 1966] vorherrschend. Vor allem die Ornamente wurden von ihm minutiös aufgezeichnet und erscheinen später wieder als Sgraffito auf Engadiner und anderen Hausfassaden. Ähnliches gilt für diverse realistische und fantastische Tiere, die die berühmten türkischen Baudenkmäler bevölkern.»

Könz bereitete seine Fassadenarbeiten gründlich vor, arbeitete auf der Baustelle aber ohne Skizzen, Schablonen oder anderen Hilfsmitteln. «Hatten die Maurer Verputz und Tünche für die nächsten sechs Stunden ertig aufgetragen, markierte Könz die Eckpunkte grosser Figuren, zeichnete einige Hilfslinen, arbeitete aber dann im Detail spontan und frei. Während er auf dem Gerüst ritzte, hatte er immer auch die Umgebung im Auge. Kam während der Arbeit ein Bekannter vorbei, wurde dieser oder ein Detail aus der gemeinsamen Unterhaltung spontal auf der Hausfassade verewigt. Dinge, die den Bauherrn und seine Familie auszeichnen, wurden ebenfalls porträtiert: ein Haustier, die astrologischen Tierkreiszeichen der Bewohner, ihre Hobbys, ein gutes Glas Wein oder Kuchen, die dem Künstler in einer Arbeitspause offeriert worden waren und vieles andere mehr. Aus seine persönliche Befindlichkeit wusste Könz in Bilder zu fassen. Als er einmal sehr verärgert war, ritzte er zum Beispiel eine Schildkröte, die unter einen Hammer gerät, auf die Fassade. […]

Einige Hausbesitzer und Handwerker zogen es vor, mit billigerem und rascher herstellbarem Fertigputz zu arbeiten. Steivan Liun Könz setzte sich vehement für den althergebrachten Kalkmörtel ein. Das Material ermöglichte bessere und weitaus dauerhaftere Ergebnisse. Musste er doch mit Fertigputz vorlieb nehmen, verschaffte er sich im Skizzenbuch Luft: 'Mir stinkt es, dieses Sgraffito auszuführen, weil es aus einem synthetischen Mörtel besteht […], viel zu dünn für Sgraffiti. Was will ich auskratzen, wenn der Mörtel nur 0,3—0,5 mm dick ist. Das ist wie Schwimmen bei nur 10 cm Wassertiefe. […]'» (Siegfried, 2011, S. 78—79)