dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)
künstler: Giuseppe Scartezzini
titel: Meerjungfrau. Schwäne. Dreizack. Seeschlange (Hirsch. Eber. 3 Eulen. Fuchs)
jahr: 1939
adresse: Mehrfamilienhaus, Fröhlichstrasse 20, Zürich
+: Dekorative Erkerbemalung. Gemäss Herter et al. 1939 «im Auftrag von Optiker Junker»
«Mein lieber Freund Zentralli,
Ich stecke immer noch tief in der Arbeit. Gestern habe ich meine zwei Erker an der Bellerivestrasse nach 10tägiger strenger Arbeit (12-14 Std. /Tag) fertiggemalt. Neu für Zürich, lauten die Urteile. Auf solche Urteile war ich allerdings nicht gefasst, denn ich habe diese Arbeiten ohne grosse Absichten begonnen. Die Darstellungen sind nicht erschütternd.
Ein springender Hirsch, ein gehetzter Eber, 3 Eulen und ein Fuchs habe ich in die Felder gesetzt. Den anderen Erker schmücken eine Sirene, 2 kämpfende Schwäne, 1 Seeschlange, Harpune und Froschkönig. Das Ganze mit Ornamenten, welche ich von Grossmutters roten und gelben Schnupftüchern in Erinnerung habe, übersät. Die gute Magdalena Pallaver wischte mir damals auch ohne grosse Absichten hingegen mit zartgrauer Liebe die Nase. Gewiss ist mir nur durch diese schmalfingrigen Prozeduren die Freude am Ornament über die Nase gerieben worden. Ich freue mich auf den Tag, wo wir uns in der EH wiedersehen.
Herzliche Grüsse an Alle von Ihrem Scartezzini»
(Giuseppe Scartezzini an Arnoldo Zendralli, 18.6.1939)
Herter et al. 1939 nennt den Titel «Waldtiere». Weitere Gebäude derselben Siedlung wurden inzwischen aussengedämmt. Es sind dort die identischen geschnitzten Holzstreben an den Erkern vorhanden. Vermutlich sind diese Dekorationen des einen der beiden von Scartezzini erwähnten Erker dadurch verlorengegangen.
Die beiden über alle Geschosse bemalten Seiten des noch dekorierten Erkers sind zur Strasse hin orientiert und waren wahrscheinlich für die Besucher der Landi 1939 sichtbar. Heute verdecken eine hohe Hecke und Baumkronen die Sicht weitgehend. Die stark befahrere Bellerivestrasse wird zudem von Fussgängern kaum begangen.
