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dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)

künstler: Hanny Fries

titel: Zirkusvorstellung. Tagesablauf von Kindern in einer Familie

jahr: 1970

adresse: Fronwaldstrasse 94 / Im Isengrind 35 (Eingangshallen), Zürich, Schweiz

+: «Eine freigestellte Wand zeigt das Leben im Zirkus: Artisten, Ballerinas und ein Clown führen ihre Kunststücke vor. Eine zweite Wand im anderen Block zeigt einen Tag im Leben der Familie aus der Perspektive der Kinder. Aufstehen, waschen, morgenessen, in die Schule gehen, Zusammensein mit Vater und Mutter, ins Bett gehen. Die Künstlerin Hanny Fries hat hier nochmals den Familiensinn auf dem Land dargestellt, so wie ihn die Genossenschaftsfassaden aus der Zwischenkriegszeit verkünden.

Dieses Bild des Familiensinns befindet sich in einer 'Wohnmaschine' nach dem Vorbild von Le Corbusier, in einer Architektur, die seit Ende der siebziger Jahre kritisiert wird als menschen- und naturverachtende Bauweise. Zu ihrer Bauzeit waren diese Häuser jedoch ein Zeichen der modernen Zeit, ein Zeichen des Fortschritts. Das traute Familienleben der Künstlerin Hanny Fries, im bäuerlichen Milieu zwischen Sonnenblumen und weicher Hügellandschaft eingebettet, steht dabei nicht im Gegensatz zur städtebaulichen Modernität der Wohnmaschinen. Denn moderne Architektur und moderner Städtebau widersprechen ja nicht den bäuerlichen Tugenden in der Tradition der Aufklärung, wie das Beispiel der Siedlung Neubühl zeigt. Für die Kolonie Unteraffoltern gilt die gleiche Spannung zwischen technisch-industrieller Modernität – ausgedrückt durch Architektur – und mythischem Bezug zur ländlichen Welt in der Tradition der Aufklärung – hier ausgedrückt durch Bilder. Diese verkünden 1970 das gleiche wie die Werbebroschüre zum Neubühl 1931: 'Fern vom Lärm und von der Schwüle der Stadt, zwischen grünen Matten, in würziger Luft und reichlicher Sonne, die Zimmer erfüllt vom Duft der Blüten oder des Heues […]' [aus: Broschüre 'Wohnen wie in den Ferien, Genossenschaft Neubühl 1031', S. 2] Nur war die Kolonie Unteraffoltern nicht wie das Neubühl für Leute mit mittlerem Einkommen, sondern für jene mit geringem Einkommen gedacht.»

(Capol 2000, S. 119–120)

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