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dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)

titel: Wandbilder in Hamburger Staatsbauten 1925 bis 1933

jahr: 1925–33

adresse: Hamburg

wikidata-repräsentation: Q2547905

+: «Dass in Hamburg in den Jahren 1928 bis 1931 öffentliche Gebäude mit Kunstwerken ausgestattet wurden, war der Aktivität des Architekten Fritz Schumacher zu verdanken. Als Leiter des öffentlichen Hochbaus stand er der Kunstpflegekommission beratend zur Seite, die Direktoren der Kunstmuseen, Gustav Pauli und Max Sauerlandt, leisteten fachmännischen Beistand. Die Kommission vergab unter anderem Aufträge für Wandbilder in Staatsbauten an Hamburger Künstler. In der Notzeit der Weltwirtschaftskrise eröffnete die Aktion den Künstlern Gelegenheit zur Realisierung grösserer Projekte in der Öffentlichkeit, dazu das lebensnotwendige, wenn auch bescheidene Honorar. Schumacher verfolgte sozial- und kulturpolitische Ziele: Seine Schulen sollten Zentren kultureller Weiterbildung für junge Menschen werden. Die Wandbilder boten ihnen ästhetische Anregung und erweiterten ihren Horizont. In vier Jahren entstanden für nur 40000 Mark 24 Monumentalbilder in 18 Schumacher-Bauten, fast ausschliesslich in Voksschulen, die den neuen Siedlungsquartieren in Hamburg angeschlossen waren.

Vorgänger in der Erneuerungsbewegung der Wandmalerei waren nach 1910 die Kubisten Fernand Léger, Pierre Jeanneret, Amédée Ozenfant gewesen, in Deutschland Willi Baumeister und Oskar Schlemmer. Alfred Lichtwarks Plan, die Ausmalungsarbeiten im neuen Hamburger Rathaus an heinische Künstler zu übertragen, war allerdings gescheitert. Den Kaisersaal malte der der Berliner Hugo Vogel bis 1909 aus, seine historisierenden Bilder kritisierte Aby Warburg als ungeeignet. Die Bilder in der Aula der Kunstgewerbeschule schuf ein Münchner, Willy von Beckerath. Wandmalerei gehörte zwar in die Lehrpläne der Hamburger Kunstschulen, der eigentliche Initiator war jedoch Fritz Schumacher. Er wählte die Künstler aus, förderte, schlichtete, griff auch, wenn nötig, auf seine Machtbefugnisse zurück. 'Sehnsucht nach der Wand' äusserten zudem die aus Italien zurückgekehrten Hamburger Erich Hartmann, Otto Thämer und Anita Rée, die die Freskomalerei vor Ort gesehen hatten. Wandmalerei war 1928 ein aktuelles Thema in Deutschland vor allem durch das Bauhaus, und es verband sich mit dem wiederbelebten Interesse an der Renaissance durch den Warburg-Kreis und dem neusachlichen Malstil.» (Bruhns 2018, S. 66)

«24 Wandbilder in Hamburger Staatsbauten war ein Programm der Kommission zur Unterstützung bildender Künstler von 1925 bis 1928 und nachfolgend der Senatskommission für Kunstpflege von 1928 bis 1933 in Hamburg. Es ist unter der Federführung des Oberbaudirektors Fritz Schumacher im Rahmen der gezielten Förderung von Künstlern, insbesondere aus der Hamburgischen Sezession, entstanden und sah vor, öffentliche Bauwerke mit zeitgenössischer Kunst ausstatten zu lassen. Insbesondere für die damals neu entstandenen Massenwohnquartiere formulierte Schumacher das Ziel, „eine Betätigung zu erwecken, die das Kunstwerk in fester Weise mit dem tätigen Leben verbindet.“ Dabei sollte die Tradition der Wand- und Freskenmalerei wiederbelebt werden und zugleich in Verbindung mit der sachlichen Architektur der 1920er Jahre „die Freiheit wagen, die das Einfügen eines Wandbildes in die Ökonomie dieser koloristischen Systeme bedeutet.

[…] Zwischen 1925 und 1931 beauftragte die Kommission insgesamt 16 Künstler mit der Schaffung von 24 Wandbildern in öffentlichen Bauten, vor allem neu errichteten Schulgebäude. Es handelte sich dabei fast gänzlich um Bauwerke von Fritz Schumacher. Das Programm sah vor, Maler mit der Aufgabe zu betreuen, die wenig oder keine Erfahrung in der Wandmalerei hatten, und dabei zunächst die unterstützungswürdigen Künstler zu suchen und anschließend erst die Aufgabe, die man ihnen übertragen wollte. Die ausgewählten Neubauten für dieses Projekt sollten in der Regel im Rohbau so weit fertiggestellt sein, dass Maler in ihnen arbeiten, die Nebenarbeiten wie Putzfläche und Farbgestaltung aber noch selbst bestimmen konnten. Auch die geeigneten Wandflächen suchten sich die Künstler selber aus. In einer 1932 über das Projekt veröffentlichten Schrift berichtet Schumacher über die Erfahrung, dass nicht ein einziges Mal eine Relation zwischen der Höhe der zur Verfügung stehenden Mittel und der Größe der unternommenen Aufgabe gesucht wurde. Die Maler wollten auch bei geringem Budget große Wände gestalten.

Viele der Wandgemälde stießen bereits nach Fertigstellung bei den Nutzern der Räume auf Unverständnis und Kritik. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden im Jahr 1933 die ersten Wandbilder als „jüdisch-bolschewistische“ Anmaßung oder als „entartet“ angeprangert. In den folgenden Jahren zerstörte oder übermalte man die meisten Bilder, fünf von Ihnen konnten wieder freigelegt und restauriert werden.» (Wikipedia)