Andrea Pühringer, Stände, in: Fleckner, Warnke, Ziegler (2011), S. 395 (dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch)
eingetragen von Alex Winiger am 16.03.2016, 10:34 (email senden)
«Pellizza entstammte dem bäuerlichen Milieu des Piemont und warr ideologisch geprägt von reformsozialistischen Ideen aus dem Keis Filippo Turatis. Das progressive, gleichzeitig jedoch teloologische Geschichtsbild des Künstlers gipfelte diesen Ideen entsprechend im Ideal einer Gesellschaft von Arbeitern und Bauern. Gerade die Probleme der bäuerlichen Gesellschaft Italiens im Umbruch zur Industrialisierung, die in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts zu Aufständen, Streiks und Hungerrevolten sowohl im ländlich-bäuerlichen als auch im städtisch-proletarischen Milieu geführt hatten, waren der konkrete historische Anlass seines Bildes. Pellizza wollte mit seiner Kunst Veränderungen bewirken, wollte bürgerliche Vorstellungen des l'art pour l'art überwinden, die Kunst sollte — ebenso wie die Gesellschaft — humaner werden. Doch gerade der Gegensatz von Bürgertum und Proletariat, den Gewinnern und den Verlierern jener Umbruchsituation, verhinderte seinen künstlerischen Erfolg, da er sein proletarisches Thema nur einem rein bürgerlichen Publikum vor Augen führen konnte.»