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dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)

künstler: Hermann Bachmann, Fritz Rübbert, Willi Sitte

titel: Arbeit und Erholung: Das Leben im Dorf. Erholung und Freizeit. Arbeit

jahr: 1951

adresse: Landesverwaltungsschule, Halberstadt, Sachsen-Anhalt, Deutschland

+: 1952 übermalt

«Auffallend war […] das von den Kritikern und Funktionären verwendete Vokabular, das von neuem und in beklemmender Weise verdeutlichte, dass der Schatten der nationalsozialistischen Kunstpropaganda und die damit verbundene Vorstellung einer "entarteten" Kunst noch immer nachwirkten. So verunglimpfte Willy Nowak von der Landesverwaltungsschule halberstadt die Menschendarstellungen in den Wandgemälden des Hallenser Kollektivs als "subjektivistische Gestalten" und "phantastische Menschen", die das "Gegenteil von Gesundheit" und damit einen Beleg für "nicht-gesundes" Schaffen der Künstler darstellten. Dass die Wandbilder trotz eines offiziellen Gutachtens der Sektion "Bildende Kunst" der Deutschen Akademie der Künste sowie persönlichen Expertisen von den angesehenen Professoren Fritz Cremer und Gustav Seitz, die sich allesamt für die diffamierten Werke einsetzten, Ende 1952 von der Verwaltung für Kunstangelegenheiten in Halle kommentarlos überstrichen wurden, belegt, dass die Formalismus-Debatte einen neuen Charakter erhalten hatte und uneingeschränkt von der von Martin Schönfeld so genannten "Inquisition des Formalismus-Verdikts" beherrscht wurde. Es ist zudem davon auszugehen, dass die von Max Linger so bezeichnete "Bilderstürmerei" der Jahre 1951/52 in der Rede Walter Ulbrichts vor der Volkskammer vom 31.10.1951 ihren Ursprung hatte, in der ein verschärftes Vorgehen gegen den Formalismus angekündigt wurde.» (in: Kenzler 2010, S. 54—55)

«Zwei friesartige Bildfolgen von Hermann Bachmann, Fritz Rübbert und Willi Sitte (1949) zeigten die Welt der Arbeit (am Bau, Arbeitsberatung in der MAS, Stahlschmelze, Handwerk, Landwirtschaft) und die Welt der Freizeit (Musizierende, Ballspiel, Badende, Modellbau, Freizeitmaler) in räumlicher Gegenüberstellung, aber doch als zwei Seiten einer Medaille, des Lebens im Sozialismus. Unerhört war jedoch das offene Bekenntnis zur modernen französischen Kunst, speziell zu Picasso, der in den Tierdarstellungen regelrecht zitiert wurde, und zu Léger. Noch meinte man wohl, trotz der allmählich zu Ende gehenden Zeit des Konsens, aus dem Fundus der Weltkunst schöpfen zu dürfen. Man kannte die Bilder Max Lingners, der 1949 nach Deutschland zurückgekehrt war, und Max Schwimmer hatte ja 1949 ein ausgesprochen frankophiles bild ('Antiker Besuch im ndustrieviertel', 1948/49) auf der 2. Kunstausstelllung gezeit. Die drei Künstlerfreunde, von denen jeder am Bild des anderen mithalf, so dass abgegrenzte Autorenschaften nicht auszumachen waren, brachten einen entschieden neuen Klang in die architekturbezogene Kunst ein. Hier war noch weit weniger als bei Strempel die deutsche Traditionslinie aufgegriffen worden, sondern die klassische Moderne. Auch dieses Bild fiel den Vernichtungsaktionen zum Opfer.» (Guth 1995, S. 82—83)

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