dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)
verfasserin/verfasser: Hans Bernoulli
titel: Apropos Kunschtkredit
+: Das Werk 11 (1924), Heft 4, S. 112–113
«Verehrti Redaktion!
I find's wirglig nätt vo-n-ene, ass Si my um my unmassgäbligi Mainig froge in dar Aglägehait Kunschtkredit; i ka mer jo scho dängge, ass die Verwurschtig vom nägschte Kredit — me redet jo vo Sächzigdausig Franke!! — däne verantwordlige Stelle e bizzli Buuchweh macht. Do derfir isch halt kai Kamilletee gwagse, aber i will ene gärn zue Hände von däne schwärgibriefte Kunschtwärter mit e baar Goldkerner us em Schatz vo myne-n-Erfahrige ufwarte.
Wisse-Si, i gang sozesage jede Dag der Spalebärg ab (und bi jede Dag dankbar derfir, ass dä Spaleberg und nit där eggelhafte Zircher Bahnhofstross glycht) und by där Glägehait kumm i denn nadyrlig am Donseh sym Brunne dure und mach myni Biobachtige iber die erziejrischi Wirgig, wo vo däne Molereye-n-usgoht. Darf i ene do dervo brichte?
Also amene Frytig z'Obe mynetwäge stehn so drey so Stopfi vor däm Brunne und orakle mitenander.
A. I muess sage, i find's ehnder horybel, ass me jetz erlaubt e so Reklamehelge by däm scheene Brunne zue ane z'mole. Finde-Si das jetz in der Ornig, Herr Briederli?
B. Nai ganz nit. Aber i dänk, me wird welle de Staatsfinanze ewenig uf d'Bai hälfe mit der Vermietig vo so-n-ere guete Blakatwand.
C. Sovyl i gheert ha, het me sogar e Kommission bstellt, ass die Reklame-n-e gwise kinstlerische
Bly griege.
A. Nadyrlig e Kommission, 'sgseht aber au derno us. Me sott so-n-e Wand iberhaupt nit fir Reklame
frey gä. Me wird jo synes Läbens nit froh vor luter Länzburger Comfitire, Pnö Mischlän und Aschdoria-Sigarette. Und derno find i's no bsunders ungschiggt, ass usgsuecht der Zoologisch druf kunnt sich do am Spalebärg em Publikum z'empfähle. Da kennt sy Gärschtli au besser verwände.
B. Wieso der Zoologisch? Das isch doch d'Reklame vo däm Biglaidigshus, vulgo Glaiderlade, wo si do näbezue ney ygrichtet hän. Gsehn-Si denn nit, wie die blutti Person die aglegte Figure um e Hemmli abättlet? Si bietet ene sogar der Kopf vo ihrem Ma derfir a, was hitzedags im Zytalter von däne-n-ufraizende Frauezytige jo nit grad hoch gschwore-n-isch. Und derno die scheene rot und griene Mäntel, das goht doch perse alles uf dä Glaiderlade.
A. Nai Si sin wirglig koschber mit ihre Glaiderreklame. Die Vicher, wo do uf däm Helge umenandergrobble, ghere die ebbe-n-in e Glaiderlade?! Die exotische Resser und Hind und zue allem Iberfluss no-n-e Gazälle! E-n-Elifant isch zimlig schwär z'mole, drum loht me so ebbis hitzetags ewägg. Und in der Mitti die wilde Velkerschafte, und da Kannibal — das iseh gar kai Frog, ass das der Zoologisch het lo mole. Me muess numme hoffe-n-ass er's in Naturalie — i will sage-n-in Familienabonnemang het kenne zahle.
C. Jetzt wird's mer nimme besser. — E Biglaidigshus und e Zoologische Garte! Si sin wirglig vo alle Getter verlosse. I ka mer nyt anders dänke-n-ass dass da Schäreschlyffer, wo syt 1820 do boschtiert isch, in däne 100 Johr e Vermeegeli erworbe het und jetz uf syni alte Däg e-n-ordlige Lade-n-üftuet. Uf d'Lengi griegt me-n-au Rimethiss in soneme fychte Loch. D'Hauptfigur isch nadyrlig dä Näger, wo sy Mässer brobiert, ob's scharf syg. Und alles gruppiert sich um die Hauptperson. Das isch e bassendi Allegorie uf e Mässerschlyferey.
A. I blyb bim Zoologische. B. Un i bim Biglaidighus, sowieso.
C. No warte rner halt ab bis die netige-n-Inschrifte kemme.
E-n-andere Dag stehn zwai vo myne frienere Schuelmonarche an däm Brunne-n-und dien enander bilehre, 's het mi ordlig agheimelet.
D. Me mues bigriesse, as no däne blutte-n-und biglaidete Frauezimmer doch wider emol e positiv Thema bihandlet wird.
E. I ka-n-ene durchus bypfliehte, Herr Collega; mit dem l'Art pour l'Art loggt me halt kai Hund vom Ofe. I fir my Dail halt's mit em Gegeschtändlige: 'man sieht doch wie und wo'!
D. S'wird mer ändlig wohl, ass me wider verschiedeni Objäkt und Handlige ka underschaide. I ha scho welle däre Molerei hitzedag der Rugge kehre.
E. Me ka zwor nit bihaupte, ass die Dekapitation e besunders gaischdigi Vertifig erfahre het, aber me schtellt in dar Biziejg nimme-n-e so grossi Aschbrich wie friener. I bi nit so kritisch. Ich find, ass zuem Byschpil in däm Momänt vo der Näbenenanderschtellig vo zytlig ufenander folgende Handlige e bsunderi psychologischi Fynhait z'erkenne-n-isch.
D. Wie Si wänd! Mir isch da gegesytig Rychtum vo Biziejige wärtvoll. Vo mir us hätt der Hagebach frylig e wenig meh ins Centrum ghert.
E. Hagebach? Wie maine-Si Herr Collega? I bigryf nit — es handlet sich doch um kai Hischtorie?!
D. Aber nadyrlig! Das ganze Bildwäse-n-isch doch nyt anders ass e Verherligung vo de Freyhaitsempfindige wo d'Basler Burgerschaft dur d'Enthauptig vom Landvogt Hagebach erfahre het! Luege-Si doch da arm Sinder emol rächt a, e so-n-e richtige, abgschlagene, hinterhältige Lytschinder und Landvogt. Dä Näger isch nyt ass e-n-Art 'Lynchjustiz des Volkes'. Näbezue da Ritter im rote Mantel isch trotz israelitische Gibärde niemets anders as Karl der Kien. Me gseht jo dytlig gnueg wie-n-er vo däre Provocation troffe-n-isch in sym Stolz. Näbezue die blaui Rittere isch numme zuem Schyn verschrogge — das isch das 'innerlig frohlockende Frankreich', wo scho im Gaischt die ganzi Burgunderherligkeit bodiget gseht — und uf der andere Syte die blutti Idealfigur mit em Kopf — das isch d'Personification vo däre Freyhaitsbigaischterig vo anno 1415, wo me fascht het kenne maine es gieng jetz im Galopp in die hochi Politik. Die Schwyzer Jumpfere sind au nit schlächt verwunderet vo däm Usbruch vo ihrer Basler Collegin. — — Jä was hän denn Si fir e-n-Erglärig zue däre Molerei?
E. I ha-mer die Sach folgendermasse zwägglait: i gseh do-n-e-n-Art Allegorie biträffend d'Abschaffig vo der Dodesschtrof. Da Executor isch absichtlig as e-n-Unn.ensch und Exot dargschtellt mit eme rosa Firtiechli — das isch d'Legalität vo däre verruechte Handlig. Die blutti Fraueperson in ihrer exaltierte Haltig isch die ufs Innerschti erschidderiti Menschligkeit, e-n-Aglag, wo aim selber wider erschidderet. Die 'israelitische Gibärde' sind myner Ansicht no Refläxbiwegige-n-und entspräche durchus gwise seelische Hochspannige.
D. Das isch e gaischtrychi Uslegig, Herr Collega, il will jedefalls driber nodängge. Gehn mer in's Gifihittli oder in d'Meerkatz? —
I ha mi ni gidraut my Traumläbe (si wisse was i main?) mit wytere Sehuellehrergspräch z'bilaschte und bi iber der Haiberg wyter. Amene-n-andere Dag driff i drey Binggis vo 10 bis 12 Johr vor unserem Spalebrunne.
F. I find's halt aifach saufeyn, die Bygger und Hind und Alles. Die Rossbai zum Byspil brächt nit emol unsere Zaichnigslehrer ane, un die feyne Bych und Hinder au nit.
G. Und mir gfalle die farbige Mäntel am beschte. S'isch wie-ne Santjokebfescht mit däne vyle Fahne, me maint me gsäch si waie.
H. I ha scho-n-emol brobiert e baar vo däne Figure-n-abz'zaichne, aber i sag der dasch kaibe schwär. Das mues scho-n-e-n-ordlige Kärli gmolt ha, villicht der Beggli.
G. Dumme Kaib, s'isch doch der Donseh, da mit däm Schwimmlehrergsicht, i ha-n-en doch no gseh, wo-n-er dra gmolt het.
F. I kumm nit rächt drus, was es vorstelle sott, jedesmol maini, i gsäch ebbis neys, und das isch au feyn.
H. I ha scho brobiert, ob is kennt uswändig zaichne, aber me waiss derno gar nit, wo-me die baide Hind anedue soll.
F. Wenn i gross bi, will i au e Moler wärde. Me macht derno der ganz Dag nyt ass so feyni Sache — der Staat zahlt Alles.
67. Hesch du e-n-Ahnig, der Staat zahlt numme d'Farbe, und d'Lyt schimpfe driber.
H. Si solle mynetwäge schimpfe, wenns numme-n-uns gfallt.
F. Nadyrlig.
G. Sowieso.
I mues sage, ebbis Scheeners kenne sich unsere Kinschtler gar nit winsche — «aus dem Munde der Unmündigen». — Luege-si, verehrti Redaktion, wenn under Dausig Passante numme zwai pro Dag e glaine Moment sich iber so-n-e Kunschtwärk fraie, so isch das gnueg. Denn die Baide bidyte mit eme halle Gidangge in ihrem Dagwärk derno mehr fir unser Staatswäse as die tiefsinnigschde Iberlegige vo Nynhundertachtenynzig stumpfsinnige oder iberschlaue Bobbi. Sorge-Si derfir, verehrti Redaktion, ass die neye Molereye etcetera so guet wärde wie der Spalebrunne, derno isch das Gäld guet aglait. Das isch my Mainig.
H. B.»