dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)
verfasserin/verfasser: Peter Meyer
titel: Wettbewerb Turnhallengiebel, Zürich
+: Das Werk : Architektur und Kunst = L'oeuvre : architecture et art, Band 28 (1941), Heft 5, S. 138–139
«Dieser 'Wettbewerb für die Ausschmückung der östlichen Giebel wand der neuen Turnhallen der kantonalen Lehranstalten an der Rämistrasse in Zürich' war ausgeschrieben vom Eidg. Departement des Innern und der Direktion der öffentl. Bauten des Kantons Zürich. Es sind 81 Entwürfe eingelaufen. Die Situation ist die folgende: der Turnhallen-Trakt, dessen Giebelseite zu bemalen, bezw. mit einem Sigraffito zu schmücken war, springt gegen Osten in das offene Gelände des Sportplatzes vor. Wer von Osten kommt, sieht rechts neben dieser Wand im Hintergrund die reich gegliederte, schwere und anspruchsvolle Fassade der Universität mit Turm und Haupteingang, in betontem Gegensatz zur glatten, eher leichten und betont unmonumentalen Architektur der Turnhallen. Es ist darum sicher richtig, dass viele Bewerber ihre Komposition vignettenartig in die linke Hälfte der Wand gesetzt haben, so dass sie durch eine glatte rechte Hälfte von der Universität getrennt ist. Wieso das Projekt von Frau Forster zur gegenteiligen Lösung kam, ist bei ihrer sonstigen dekorativen Begabung schwer verständlich. Dass im vorliegenden Fall, wo der Giebel am Rand des Sportplatzes steht, eine betont achsiale, auf die Giebelmitte ausgerichtete Komposition sinnlos wirken muss, haben fast alle Bewerber empfunden: die vignettenhaft einseitige Anordnung von Wandmalereien hat in ihrer Unverbindlichkeit ihre grossen Gefahren und droht heute zu einer etwas bequemen Mode zu werden — hier ist sie doch wohl das Richtige, denn die Wand selbst hat etwas Unverbindliches, sie kann ihrer ganzen Zweckbestimmung nach keine Monumentalansprüche stellen und tut es richtigerweise auch architektonisch nicht. Das Hauptproblem war das von Thema und Massstab. Was soll dargestellt werden? Sport — also 'Kraft und Schönheit', 'mens sana in corpore sano' und wie die unvermeidlichen Sprüche alle heissen. Und zwar gerade die Seite des Sportes, die einer eigenen Stützung bedarf, weil sie sich nicht von selbst versteht: die geistige, idealistische Seite, für deren Symbolisierung sich eine mehr oder weniger geistreiche antikisierende Stilisierung von selbst versteht. Naturalistische Turner auch noch an die Wand zu malen, wo sie ohnehin überall herumstehen, wäre sinnlos, was nicht hindert, dass dies von Dutzenden von Bewerbern vorgeschlagen wurde. Äusserst schwierig war es, den richtigen Maßstab zu finden, denn die gliederungslose Fassade selbst hat keinen 'inneren Maßstab'. Unter den prämierten Entwürfen wirken z. B. die Figuren auf dem Entwurf von Vreni Meyer zu klein, auf dem von Konrad Schmid zu gross, und im erstprämierten Entwurf wird der sehr grosse Maßstab nur darum erträglich, weil der Grad der Abstraktion, der Ornamentalisierung der Figuren ebenfalls gross ist, so dass sie nicht naturalistisch wirken. Unter den eingereichten Projekten war dieser Entwurf eindeutig der beste. P. M.
Ernst Häfelfinger SWB, Zürich 1. Rang und Ausführung,
Vreni Meyer, Zürich, 2. Rang,
Konrad Schmid, Zürich, 3. Rang,
Eugen Früh SWB, Zürich, 4. Rang,
Anton Leuthold, Zollikerberg, 4. Rang,
Cornelia Forster SWB, Zürich, 4. Rang,
Hermann Huber, Sihlbrugg, 4. Rang.»