dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)
künstler: Karl Walser
titel: Hirtenvolk I / II
jahr: 1937, 1939
adresse: Museum Oskar Reinhart am Stadtgarten (ehemals: Eingangsfoyer), Stadthausstrasse, Winterthur, Schweiz
+: 2 Gemälde, Feigenmilch auf Holz, 246x475 cm. Seit 2025 eingelagert.
«Den Auftrag erteilte Oskar Reinhart, der seit der ersten begegnung eine jahrelange Freundschaft mit Walser pflegte. Die Bilder waren für das Casinotheater in Winterthur bestimmt, das durch einen Brand Schaden erlitten hatte und 1936 neu eröffnet wurde. Zu einem späteren Zeitpunkt fiel jedoch der Entscheid, diese Bilder in der Eingangshalle des Museums Oskar Reinhart am Stadtgarten anzubringen. Man befürchtete, die Bilder würden durch die jährlichen Fasnachtsbälle im Casinotheater Schaden leiden.» (Senti, 2013, S. 43)
«Die beiden umfangreichen Wandbilder «Hirtenvolk», das Hauptwerk der letzten Zeit, waren ursprünglich für den Festsaal des umgebauten Winterthurer Kasinos bestimmt; heute wird geplant, sie unter ähnlichen Lichtverhältnissen in einem Vestibül der Stiftung Oskar Reinhart unterzubringen. Die raumbeherrschend aufgestellten grossen Entwürfe machten die monumentalen Eigenschaften und die besondere Lehre der Kunst Karl Walsers gleich deutlich. Unter der gesamten Wandmalerei der Schweiz zeichnen sich seine Kompositionen dadurch aus, wie sie einem Räume eine festlich gehobene Stimmung mitteilen und ihn von den Wänden her gestalten. Sie gehen Stimmungshaft, maßstäblich und farbig am völligsten in der Architektur auf und verlangen nicht, als Einzelwerke betrachtet zu werden. Ihr Inhalt ist immer eine ruhende Szene vor unaufdringlicher Symbolik und bukolisch heiterem oder feierlich ernstem Charakter. Jede Anspielung auf Schweizerisch-Volkstümliches fehlt völlig. Das Rokoko, das früher im Hintergrunde von Walsers Kunst stand, ist heute einer klassischen Idealwelt gewichen. Die Form hat gleichzeitig eine Reinigung von allem Zufälligen erfahren; sie abstrahiert vom realistischen Detail wie von jeder Handschrift des Pinselstrichs und sucht einzig den Wohlklang der räumlich-körperlichen und der flächenhaften Gestaltung. Die Farbe gar baut fast einzig auf zwei Tönen auf, die alle Einzelformen in die Wandfläche verflechten und dem davor sich bewegenden Leben einen von Licht vibrierenden Hintergrund geben.» (Werk 27, Heft 3/4, S. XXXIX)
«Zu den Vorgaben im Umgang mit den Walser-Bildern äusserte sich das Programm wie folgt: «Die Gemälde können belassen / integriert oder, dank einem überzeugenden künstlerisch / architektonischen Beitrag, anderweitig platziert werden.» (Programm, Seite 25). […] Da die Werke mobil sind, gibt es verschiedene Überlegungen zum Umgang mit ihnen. Die heute favorisierte Lösung sieht weiterhin eine Präsentation im Reinhart am Stadtgarten vor. Die definitive Platzierung ist indes von der weiteren Projektentwicklung abhängig und wird der Öffentlichkeit zu gegebener Zeit kommuniziert.» (GGR-Weisung 2021)

