dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)
verfasserin/verfasser: Nini Palavandishvili, Lena Prents
titel: Georgien. Baubezogene Kunst : Mosaiken der Sowjetmoderne 1960 bis 1990
isbn: 978-3-86922-692-7
+: Berlin 2019
«Der Einfluss des mexikanischen Muralismus auf die monumentale Kunst in der UdSSR überrascht nicht. Zwei Vertreter der Los Tres Grande[s], der bewerkenswertesten Protagonisten dieser Strömung – David Alfaro Siqueiros, Diego Rivera und José Clemente Orozco –, knüpften enge Beziehungen zur Sowjetunion. Schon in den Zwanzigerjahren hatten Rivera und Siqueiros die UdSSR besucht: 1927 fuhr Rivera als Mitglied einer offiziellen Delegation Mexikos in die Sowjetunion, um den 10. Jahrestag der Oktoberrevolution zu feiern; 1928 nahm Siqueiros am Kongress der Roten Gewerkschafts-Internationale (russ. Profintern) in Moskau teil. Später, im Jahr 1955, besuchten Rivera und Siqueiros noch einmal die sowjetische Hauptstadt. Damals hielt Siqueiros eine Rede vor den Mitgliedern der Kunstakademie der UdSSR. In dieser kritisierte er jedoch eine gewissen Hinwendung zum Formalismus und einen mechanischen Realismus, eine andere Form von Kosmopolitismus in der sowjetischen Kunst. Trotzdem behielt Siqueiros die Gunst seiner sowjetischen Kollegen: 1966 erhielt er den Internationalen Lenin-Friedenspreis, ein Jahr später wurde er Ehrenmitglied der sowjetischen Akademie der Künste. Anscheinend reiste Siqueiros Anfang der Siebzigerjahre erneut in die UdSSR, denn er ist auf einem Foto zusammen mit Surab Zereteli vor einer Ende der Sechzigerjahre entstandenen Mosaikarbeit in Adler (in Stadtkreis Sotschi) zu sehen. Siqueiros' Hochachtung vor dem Werk seines sowjetischen Kollegen findet in mehreren Werkmonografien Erwähnung: 'Zeretelis Arbeiten waren mit den besten Werken von Mexikos muralistischen Künstlern, einschliesslich des grossen Diego Rivera, vergleichbar.' Eine grosse Breitenwirkung in der UdSSR hatte ausserdem das 1965 erschienene Buch Monumentalnaja schiwopis Meksiki (Monumentalmalerei Mexikos) der Kunsthistorikerin Larissa Schadowa, die selbst nach Mexiko gereist war und dort verschiedene Künstler besucht hatte.» (Palavadishvili 2019, S. 10)