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dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)

künstler: Käthe Kollwitz

titel: Mütter wehren die Not von ihren Kindern

jahr: 1930

adresse: Arbeiterwohlfahrt Saarland (Treppenhaus, 1. Obergeschoss), Hohenzollernstrasse 45, Saarbrücken

+: Sgraffito, ca. 4 x 3 m. Zerstört nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933. Wandmosaik von Frans Masereel nach 1945 an derselben Stelle angebracht.

«Die Künstlerin Käthe Kollwitz (1867-1945) aus Berlin übertrug im Jahre 1930 ihren Holzschnitt „Mütter wehren die Not von ihren Kindern“ in Sgraffito-Technik an eine Wand des Treppenhauses, um das Gebäude durch Kunst am Bau aufzuwerten; nach der Zerstörung des Werkes durch die Nationalsozialisten trat ein Mosaik des belgischen Künstlers Frans Masereel an seine Stelle.»

(Heinz, Kühn, 2013, S. 73)

«Im Rahmen des Gesamtwerks von Käthe Kollwitz nimmt das Wandbild eine singu­läre Stellung ein: Sie entwickelte hierfür keine orts- oder gattungsspezifische Spra­che, sondern übertrug das Motiv der Mütter lediglich in vergrößertem Maßstab auf die Wand. Das Charakteristische ihrer Kunst, das sie 1917 selbst formulierte, schien sich auf ein monumentales Wandbild im Kontext der Arbeiterbewegung geradezu ideal anwenden zu lassen:

'Die Form darf nicht realistisch sein und sie kann nicht eine andere sein als die uns bekannte menschliche Form […] die aber ganz destilliert sein muß.'

Mit 'realistisch' meint Käthe Kollwitz eine zu enge Orientierung an der Natur, sie plädiert stattdessen für eine auf die wesentlichen Merkmale reduzierte – gleichsam stilisierte – Formensprache. Diese Forderung könnte als eine Art Anleitung oder Rezept für Wandmalerei gelesen werden, obwohl Käthe Kollwitz nur hier in Saar­brücken ein solch baugebundenes Wandbild schuf. Das Beispiel der Zusammenarbeit zwischen der Arbeiterwohlfahrt bzw. Zollinger und Kollwitz bezeugt aufs Neue, dass öffentliche Werke für politisch eindeutig aus­gerichtete Organisationen eine wesentlich klarere und einfachere Formensprache annahmen und inhaltlich oftmals sehr gezielte Aussagen formulierten.»

(Schuler 2017, S. 215–216)