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dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)

name: Justi

vorname: Ludwig

wikidata-repräsentation: Q1257779

gnd-repräsentation: 118776533

biografische angaben: «Justi sah in der Gegenwart [von 1921] die Wiederbelebung einer Zeit, in der 'das geistige Leben mehr Gesamtangelegenheit war' – die er in der griechischen Antike oder in der mit­ telalterlichen Gesellschaft zu sehen glaubte – und in der die 'wertvollsten Werke der Malerei und Bildhauerei von vornherein grundsätzlich für die Allgemeinheit' ent­standen. In dieser Tradition stünden auch die aktuellen jüngeren Künstler:

'[S]ie rufen nach Öffentlichkeit, großem Maß, wenn es auch oft nur in der Einzelform sich aussprechen kann, die Anlage schon ist von Grund auf mehr als früher für die Wirkung von der Wand her gedacht, und der seelische Gehalt scheint häufig eher auf den Anteil einer idealen Allgemeinheit zu rechnen als auf die Kennerfreude des einzelnen Liebhabers.'

Er forderte hier eine öffentliche, monumentale Wandmalerei, die mit einem breiten Publikum rechnet und fähig sein müsste, dieses in seinem Innersten emotional zu berühren.

Dies hatte er für staatliche Amtsgebäude und öffentliche Plätze ebenso gefordert wie für den Neubau für die Kunst der Gegenwart, den er sich für die Nachkriegszeit erhoffte. Dieser Neubau sollte 'als Bauwerk selbst einZeugnis moderner Kunst sein'; ein solcher umfassend künstlerisch gestalteter Neubau war in der unmittelbaren Nachkriegszeit jedoch nicht realisierbar. Stattdessen konnte Justi nach einigen Ver­handlungen das Kronprinzenpalais für seine neue Abteilung der Nationalgalerie, die Galerie der Lebenden, nutzen.

Justis Einsatz für die Wandmalerei blieb dennoch verhältnismäßig allgemein und re­sultierte nicht in einer konkreten Auftragsvergabe. Es ist auch denkbar, dass er eher aus strategischen Gründen für eine Wiederbelebung der Wandmalerei plädierte, um das Ministerium von seinen Anliegen für eine Galerie zeitgenössischer Künstler zu überzeugen. Als einzig konkretes Projekt bemühte er sich um die Übernahme der Slevogt-Fresken (1911) aus Neukladow, die in diesem Falle also nicht auf die spezi­fische Raumsituation in Berlin angepasst würden, sondern wie andere Tafelbilder auch als Exponate in die Sammlung eingegangen wären.

Die Wandmalereien auf Leinwand, die Max Pechstein 1912 für die Villa Perls in Berlin-Zehlendorf geschaffen hatte, schenkte die Familie Perls 1926 Justi zum 50. Geburtstag. Aus Platzmangel wurden sie jedoch nie im Kronprinzenpalais ausgestellt. Erst als die Familie verärgert die Rückgabe forderte, drängte Justi zur zügigen Inventarisierung, um dies zu verhindern. (Schuler 2017, S. 279–280)