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dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)

name: Becker

vorname: Carl Heinrich

wikidata-repräsentation: Q68121

gnd-repräsentation: 115814442

biografische angaben: * 12. April 1876 in Amsterdam; † 10. Februar 1933 in Berlin. Deutscher Orientalist und Politiker. 1921 und von 1925 bis 1930 war er preußischer Kultusminister (parteilos). Er gilt als Mitbegründer der modernen, gegenwartsbezogenen Orientalistik und zugleich als bedeutender Hochschulreformer der Weimarer Republik.

«Für die Wandmalerei und Kunst im öffentlichen Raum war es vor allem Carl Heinrich Becker, der besondere Bedeutung erlangt und das Profil des Ministeriums in dieser Hinsicht prägte. In seiner Schrift Kulturpolitische Aufgaben des Reiches, die er 1919 noch in der Funktion als Unterstaatssekretär dem Verfassungsausschuss der Nationalversammlung übermittelt und im August in erweiterter Form publiziert hatte, plädierte er einerseits konkret für die Schaffung einer kunstpolitischen Instanz auf Reichsebene, die schliesslich mit dem Amt des Reichskunstwarts geschaffen wurde, formulierte andererseits aber auch einen ganz grundlegenden Staatsgedanken. Ein solcher Staat müsse sich durch kulturelle Werte konstituieren und dafür eine bewusste und nationalintegrativ wirkende Kulturpolitik ins Zentrum rücken.» (Schuler 2017, S. 136)

«Trotz der finanziellen Stabilisierung, die es ab Mitte der 1920er-Jahre ermöglichte, Künstler in die Gestaltung öffentlicher Gebäude stärker einzubeziehen, appellierte Kultusminister Becker weiterhin immer wieder an private Geldgeber und die Industrie, sich ebenfalls zu engagieren. Diesem Apell, den er in seiner Eröffnungsrede zur Ausstellung Deutsche Kunst Düsseldorf 1928 am 2. Mai formulierte, schickte er eine eindrückliche Würdigung der öffentlichen Kunst voraus:

'so glaube ich […], dass die notwendige engere Verbindung zwischen Kunst und Leben nur dadurch gewonnen werden kann, dass den Künstlern Aufträge zuteil werden, die so unmittelbar mit dem Dasein, den Sorgen und den Hoffnungen der Gegenwart verknüpft sind, wie dies etwa zurzeit bei den raumschaffenden Künstlern der Fall ist. Unser Leben der Gegenwart drängt in allen seinen vielfachen Äusserungen nach gemeinschaftlicher Betätigung. Der einzelne muss, um wirken zu können, aus seiner Isolierung heraustreten, muss seinen Idealismus und seine persönliche Kraft freiwillig dem Wohl eines grösseren Ganzen einordnen. Das hat eine Wandlung der äusseren Lebensformen gedingt, indem die Menschen an öffentlichen Stätten, sei es der Arbeit, sei es der Erholung, in viel umfangreicherem Masze sich begegnen, als es früher der Fall gewesen ist. Dahinein muss auch der Künstler gestellt werden! […] ein sehr grosser Teil der Künstlerschaft nicht mehr darauf angewiesen [wäre], nur aus dem schöpferischen Drange des eigenen Ichs zu gestalten, er würde vielmehr aufs engste verbunden sein mit dem Wirken und dem Arbeiten aller anderen.'» (Schuler 2017, S. 142–143)