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dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)

name: Van de Velde

vorname: Henri (Clemens)

gnd-repräsentation: 118626442

biografische angaben: * 3. April 1863 in Antwerpen; † 25. Oktober 1957 in Zürich. Belgisch-flämischer Architekt und Designer

«Auf unserer Jugend lastete unausgesetzt die Hässlichkeit der Schulsäle und Wohnungen, eine Hässlichkeit, die nagt und zehrt wie das Laster; eine Hässlichkeit, die Herz, Gehirn und Fleisch anfrisst; eine Hässlichkeit, die uns ebenso anwidert, wie der Schmutz der Grossstädte, der uns am Fleisch, am Herzen und am Gehirn haftet. […] Um der Gegenwart zu entfliehen und der gegenwärtigen Hässlichkeit, zogen Ruskin und Morris unsere Blicke auf die Schönheit alter Dinge; aber damit begrenzten sie die Nutzanwendung ihrer Vorschläge und die Wirkung ihrer Schöpfungen, die nur von den jungen Leuten der englischen Gesellschaft, die wie Ruskin und Morris in Oxford erzogen worden waren, verstanden und genossen werden konnten; […] Semper verkündete das Prinzip, das wir heute in allen Äusserungen des modernen Wesens erkennen: das fundamentale Prinzip von der unvermeidlichen Notwendigkeit aller Konstruktionen, aller Formen, aller Gegenstände, das fundamentale Prinzip der modernen Auffassung, die nichts zulässt, was nicht so wäre, wie es sein muss, was nicht als das erschiene, als was es erscheinen muss! […] Wir waren auf dem Weg, der uns zu einem Stil führen musste, lange ehe wir erkannt hatten, in welche Richtung er uns führte. Solche Werke, wie sie uns die Eisenkonstruktion vorführte, hätten uns die Augen öffnen müssen über das Prinzip, das sie mit einer Klarheit offenbarte, wie es noch kein Stil in so überzeugender Weise getan hatte. Die Eisenkonstruktion liess wirklich die logische Auffassung und den Sinn der Konstruktion zutage treten, die sich seit der dorischen Kunst noch nie so nackt, so mächtig und so schön vor unseren Blicken gezeigt hatte. […] Der vollkommen nützliche Gegenstand, der nach dem Prinzip einer rationellen und folgerichtigen Konstruktion geschaffen wurde, erfüllt die erste Bedingung der Schönheit […].» (Der neue Stil, 1906, in: Nerdinger et al., 2007, S. 11)