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dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)

name: Gropius

vorname: Walter (Adolf Georg)

wikidata-repräsentation: Q61071

gnd-repräsentation: 118542443

biografische angaben: * 18. Mai 1883 in Berlin; † 5. Juli 1969 in Boston, Massachusetts. Deutscher (seit 1944 US-amerikanischer) Architekt

«Auch im Bauhaus gehörte das Postulat eines Primats der Baukunst seit der Gründung 1919 zu den Kerngedanken. Walter Gropius stelle 'das Ineinanderwirken aller Werkleute untereinander' an den Beginn seines Bauhaus-Manifests, das er unmittelbar nach seinem Amtsantritt als Gründungsdirektor des Staatlichen Bauhauses in Weimar veröffentlichte:

'Architekten, Maler und Bildhauer müssen die vielgliedrige Gestalt des Baues in seiner Gesamtheit und in seinen Teilen wieder kennen und begreifen lernen.' [Walter Gropius, Bauhaus-Manifest, 1919]

Gropius sah den Künstler als eine 'Steigerung des Handwerkers' und plädierte dafür, keine Unterscheidung zwischen angewandter und freier sowie zwischen monumentaler und dekorativer Kunst zu machen. Die Werkstatt für Wandmalerei wurde als gleichsam zwangsläufig logische Folgerung hieraus eingerichtet. Ihre besondere Charakteristik und ihren nachhaltigen Einfluss entwickelte sie jedoch nicht in der figurativen Wandmalerei, sondern vielmehr auf dem Gebiet abstrakter Wandgestaltungen v.a. ab 1925 unter ihrem langjährigen Leiter Hinnerk Scheper (1897–1957). Der farbigen Wandgestaltung kam damit aber zugliech eine deutliche Unterordnung und dienende Funktion gegenüber der Architektur zu, die einherging mit der zunehmenden Dominanz der Architektur in der Lehre des Dessauer Bauhauses.» (Schuler 2017, S. 119)

«[] direkt nach Gründung des Bauhauses, wurde in Weimar offenbar eine Beteiligung von Bauhauskünstlern an der Ausstattung des Rathauses diskutiert, die jedoch nicht zur Ausführung kam. Das Bauhaus hatte eine Ausmalung des Rathauses durch seine Schüler vorgeschlagen, was im Gemeinderat auf Ablehnung gestossen war. Auch vom Thüringigschen Landtag war keine Unterstützung zu erwarten, da dieser die Kunstfreiheitsmaxime (noch) über das staatsliche Eingreifen in Kunstfragen stellte. Ob hier eine gegenständliche oder abstrakte Lösung angedacht war, kann bislang nicht belegt werden. Gropius legte jedoch vor allem in den frühen Jahren des Bauhauses – zumindest in öffentlichen Äusserungen – Werk darauf, dass die Bauhaus-Idee nicht auf eine künstlerische Stil, Form oder Ausdrucksweise geprägt, sondern vielmehr als eine Idee oder Haltung zu verstehen sei. In diesem Sinne betonte er 1919 vor dem Thüringigschen Landtag,

'dass der Plan unserer Arbeit an und für sich nichts mit gegenständlicher und ungegenständlicher Kunst zu tun hat […]', und gibt sich davon überzeugt, dass wir sehr bald zur gegenständlichen Kunst zurückkehren werden.'

Dies kann jedoch auch als taktisches Argument verstanden werden, das es ihm erlaubte, die künstlerische Frage ausschliesslich intern und nicht in der Öffentlichkeit diskutieren zu müssen […].» (Schuler 2017, S. 178)