dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)
name: Schumacher
vorname: Fritz (Friedrich Wilhelm)
gnd-repräsentation: 118611585
biografische angaben: * 4. November 1869 in Bremen; † 5. November 1947 in Hamburg. Deutscher Architekt, Stadtplaner, Baubeamter und Hochschullehrer. 1901 bis 1909 Professor an der Technischen Hochschule Dresden. Baudirektor in Hamburg 1909 bis 1920, Oberbaudirektor 1923 bis 1933, dazwischen Beigeordneter Stadtplaner Konrad Adenauers in Köln. Mitbegründer des Deutschen Werkbundes 1907 (gemeinsam mit Hermann Muthesius, Friedrich Naumann und Henry van de Velde) und Förderer der neuzeitlichen Backstein-Bauweise in Norddeutschland.
1925 trat ein Programm zur Förderung und Unterstützung bildender Künstler in Hamburg in Kraft, die Schumacher bis 1933 dazu nutzte, etliche seiner Staatsbauten mit zeitgenössischer Kunst auszustatten. Die Künstler gehörten im Wesentlichen der Hamburgischen Sezession an. (Wikipedia)
«Eine wichtigere Rolle für das zeitgenössische Wandbild der Weimarer Republik hatte in Dresden zu Beginn des neuen Jahrhunderts vielmehr Fritz Schumacher gespielt, der hier an der Technischen Hochschule die Disziplin Raumkunst eingeführt und damit die Brücke-Künstler, die zu seinen Studenten gehörten, massgeblich in ihrer Auffassung des Zusammenspiels von Architektur bzw. Raum und Bild geprägt hatte.» (Schuler 2017, S. 159)
«[…] sei auf die singuläre Stellung hingewiesen, die die Freie und Hansestadt Hamburg in Bezug auf die öffenliche Wandmalerei einnahm. Sie erklärt sich aus der regen Aktivität des kommunalpolititschen Gremiums der Senatskommission für Kunstpflege. Hier entstanden vor allem in den Bauten Fritz Schumachers, aber auch darüber hinaus zahlreiche Wandbilder in öffentlichen Gebäuden. » (Schuler, S. 151)
[…] In Hamburg wurde 1920 erstmals eine Senatskommission für Kunstpflege von Bürgerschaft und Senat 'zur dauernden Pflege des heinischen Kunstlebens' eingesetzt. Die Vergabe von Aufträgen für Wandmalereien in öffentlichen Gebäuden bildete einen zentralen Bestandteil ihrer Tätigkeit. In ihrer ersten Formation bestand die Kommission aus Vertretern von Senat, Bürgerschaft, Museumsdirektoren, kunstverständigen Laien, Vertretern der Kunsterziehung und 12 Hamburger Künstlern, die damit als mehr oder minder einheitliche Gruppe überdurchschnittlich stark vertreten waren. In den Anfangsjahren der Weimarer Republik konnten aus finanziellen Gründen jedoch kaum Aufträge verwirklich werden; zudem war sich die Kommission uneins, ob Aufträge in erster Linie aufgrund ihres künstlerischen Wertes oder auch zur Linderung der materiellen Not der Künstler vergeben werden sollten, wie es die Künstlerschaft forderte. Die Bürgerschaft setzte die erste Senatskommission für Kunstpflege im Juni 1925 daraufhin ab und beschloss gleichzeitg die Installation einer neuen Kommission, deren Mitlgieder einen Monat später bestimmt wurden: Die hamburgische Kommission zur Unterstützung bildender Künstler bestand von 1925 bis 1928 und setzte sich nunmehr nur aus Vertretern von Senat, Bürgerschaft, Museumsdirektoren und dem Oberbaudirektor Fritz Schumacher zusammen. Um eine höhere Objektivität bei der Auftragsvergabe zu gewährleisten, waren die Künstler selbst nun ausgeschlossen, wie es Bürgermeister Petersen explizit in seinen einleitenden Worten zur ersten Sitzung der neuen Kommission betonte. Noch waren aber zumindest die beiden Museumsdirektoren Gustav Pauli als Leiter der Kunsthalle und Max Sauerlandt von Museum für Kunst und Gewerbe Mitlieder der Kommission.
Infolge eine Neuordnungsgesetzes über den Aufbau der Verwaltung aus dem Jahre 1926 kam es 1928 zu einer zweiten Erneuerung des jetzt wieder Senatskommission für Kunstpflege genannten Gremiums. In dieser letzten Zusammensetzung waren nun auch die Museumsdirektoren ausgeschlossen, wodurch der Oberbaudirektor der Stadt Fritz Schumacher und seine Baubehörde weiterhin mehr Einfluss und Gewicht gewannen und über zahlreiche wandmalerische Projekte, darunter auch über die 24 Wandbilder in Hamburger Staatsbauten, wie Schumacher eine kleine Dokumentations-Publikation betitelte, fast allein entschieden. Aus dieser potenten Stellung Schumachers als Architekt zahlreicher Staatsbauten und wichtiges Mitglied der Senatskommission lässt sich die relative stilistische Homogenität der Wandbilder in den öffentlichen Bauten Hamburgs erklären.
Besonders in den Jahren ab 1928 entstanden im Zusammenhand mit dem Hamburger Schulbauprogramm im Auftrag der Senatskommission zahlreiche Wandgemälde in den neu errichteten Gebäuden.» (Schuler, S. 152–153)
«Schumacher sprach in Bezug auf die Volksschul-Architektur von einer 'doppelten Art der Erziehung' und meinte damit enerseits die Vermittlung von Lehrinhalten an die Schüler im Unterricht sowie die Erziehung durch eine architektonisch hochwertige Umgebung.» (Schuler 2017, S. 154)
«Schumacher entwickelte seine Ideen einer umfassenden 'Ausdruckskultur' und Raumkunst bereits […] in Leipzig zwischen 1895 und 1901. Während seiner Zeit als Professor an der Technischen Hochschule Dresden bis 1909 hatte er besonders die Raumkunst in Bezug auf Architektur und Innendekoration betont und dadurch massgeblich das künstlerische Selbstverständnis seiner Studenten Kirchner, Heckel, Schmidt-Rottluff und Bleyl geprägt. Schumachers Unterricht gilt als einerder ersten Impulse für die Brücke-Künstler, ihre Ateliers und Wohnräume künstlerisch zu gestalten. Wichtiges Anliegen war ihm, dass sich Malerei, Bildhauerei und Inneneinrichtung auf 'dem Boden der Architektur' treffen sollten.
Seine Ideen der Einbeziehung künstlerischen Bauschmucks sowie Wandmalerei in öffentlichen Bauten konnte er schliesslich besonders während seiner Zeit als Oberbaudirektor in Hamburg in den Jahren 1909–1920 und 1923–1933 umsetzen. Schumacher dokumentierte seine Bauten von Anfang an sehr genau, liess zahlreiche Architekturfotografien aufnehmen und publizierte neben Aufsätzen in Fachzeitschriften zwei von drei projektierten Bänden zu den Hamburger Staatsbauten (1919 und 1921) sowie 1932 eine kleine Schrift mit dem Titel 24 Wandbilder in Hamburger Staatsbauten. Schumacher gelang so nicht nur eine Dokumentation seiner Bauten, sondern auch eine geschickte und nachhaltig wirksame Verankerung des eigenen Schaffens in der zukünftigen Rezeptionsgeschichte.» (Schuler 2017, S. 120)
«Bei der Auftragsvergabe kam Schumacher schliesslich die Aufgabe zu, den Künstlern eine oder mehrere Wandflächen in den Neubauten vorzuschlagen, aus denen sie eine zur Umsetzung ihrer wandmalerischen Projekte auswählen konnten. Obwohl er also von Anfang an mit Wandbildern in einigen seiner Bauten rechnete, bezog Schumacher die Künstler erst ein, wenn die Architektur konzipiert oder gar baulich fertig gestellt war. Er manifestierte so die Dominanz der Architektur, die lediglich Flächen für Wandmalerei freigab, diese aber nicht von Anfang an konzeptionell einbezog. Eine Erklärung hierfür findet sich nicht nur in Schumachers eigenem Berufsethos, sondern auch in dem der Förderungswürdigkeit zugrunde gelegtem Kriterium. So waren für eine Förderung nicht die rein künstlerische Fähigkeit und Relevanz ausschlaggebend, sondern im Sinne einer Künstlerhilfspolitik war auch die (materielle) Bedürftigkeit der Künstler wesentlich entscheidend.» (Schuler 2017, S. 129)
«Dass die Wandmalerei neben Gattungen wie Bauplastik oder Glasmalerei eher eine gleichberechtigte als übergeordnete Rolle spielte, kann vermutlcih damit begründet werden, dass wandmalerische Werke meist zwar kostengünstiger zu realisieren waren, zugleich aber gewissermassen ein höheres 'Risiko' bargen.
Fritz Schumacher erklärte dieses Risiko in Bezug auf die Hamburger Wandbilder im öffentlichen Raum, was sich jedoch auch überregional anwenden lässt:
'Ein Wandbild, das einige Quadratmeter, ja oft ganz grosse Wände deckt, fordert zur Stellungnahme ganz anders heraus, wie eine zierliche Brunnenplastik, und gibt einem Raum das entscheidende Gepräge. Es war selbstverständlich, dass nicht alles Allgemeingültigkeit erreichen konnte, wenn man die verschiedensten jungen Künstler, die bisher nur den goldenen Rahmen kannten, plötzlich auf eine Wand losliess. Solche Gefahren und die daraus entstehenden Missverständnisse muss man auf sich nehmen, wenn man versuchen will, aus steinigem Boden neues Leben zu wecken.'» (Schuler 2017, S. 144)