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dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)

künstler: Anita Rée

titel: Die klugen und die törichten Jungfrauen

jahr: 1929

adresse: Berufsschule für weibliche Angestellte (heute: Berufliche Schule; Konferenzzimmer/Lehrerzimmer), Uferstrasse 10, Hamburg, Deutschland

+: Tempera auf Putz, ca. 6 m breit. Auftraggeber: Senatskommission für Kunstpflege Hamburg. 1933 nach Protesten der (weiblichen) Lehrerschaft verhängt, 1942 übermalt

«In ihrer Reduktion auf wesentliche Formen und Linien und aufgrund ihrer schie­ren Größe wirken Rées Figuren monumental, fast mahnend. Das Thema der klugen und törichten Jungfrauen wurde ikonografisch häufig in Bezug zum Jüngsten Ge­richt gesetzt – hier zeigt sich die thematische Verknüpfung zum Lehrerinnenzimmer einer Mädchenschule, in dem Zensuren an die Schülerinnen verteilt werden. Wie klar dieser Bezug auch den Zeitgenossen war, zeigte sich eindrücklich in der aus verschie­densten Gründen zunächst ablehnenden Haltung der Lehrerschaft: Einerseits be­stand wohl Angst, die Schülerinnen könnten sich durch dieses Wandbild lächerlich gemacht fühlen, andererseits wollte sich eine gewisse prüde Haltung im Kollegium nicht mit Halbakten in ihren Erholungspausen konfrontiert sehen.» (Schuler 2017, S. 251)

«Trotz seiner Aktualität dürfte das Wandbild mit den überlebensgrossen, fast überplastischen Figuren in dem eher schmalen Raum bedrückend und befremdend gewirkt haben, denn es dominierte diesen und damit seine Benutzer; dies mag von den Lehrerinnen vorausgeahnt worden sein.» (Bruhns 2018, S. 68)