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dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)

künstler: Paul Bodmer

titel: Fries mit Aktfiguren, Pflanzen und Tieren (Gemäldezyklus)

jahr: 1914/15

adresse: Universität Zürich (Kollegiengebäude, Korridore/Wandelgänge, Treppenaufgänge EG./1. OG), Rämistrasse 71, Zürich

+: Wandgemäldezyklus auf rotem Grund zwischen den Eingängen, auf Pfeilern und in Lunetten. Aufgrund von Protesten der Dozentenschaft und Angriffen der Presse 1916 grösstenteils überstrichen.

«Neben seinem Wettbewerbsbeitrag zur Dekoration des Dozentenzimmers wurde Paul Bodmer von [Karl] Moser zu Jahresbeginn 1914 direkt mit der Bemalung der Wände der südlichen Korridorwand im Erdgeschoss des Kollegiengebäudes beauftragt. Das Baubüro befand, dass 'die Anbringung einiger derartiger Schmuckpunkte […] den grossen Dimensionen der Räume und der sonst sehr einfachen Architektur als unbedingt erforderlich' erscheine, und man empfahl, 'die von Herrn Bodmer gemachten Vorschläge zur Ausführung zu bringen'. Bodmers erste Fassung zeigt von Tieren umgebene, lebensgrosse nackte Figuren unter Palmen; einige davon zu Pferd. Diese erste Fassung wird im Oktober 1914 von Regierungsrat Heinrich Mousson scharf kritisiert: 'Bodmer malt seine Sehnsucht: Ruhe, Frieden, Freude, Beschaulichkeit, Tatkraft etc. […] Zu wünschen wärs, dass ihn die grossen Weltereignisse aus seinem Schwelgen im Unbestimmten herausreissen […], wie ich überhaupt hoffe und erwarte, dass die grosse Wirklichkeit mit dem Ästhetentum aufräume, das sich bei den jungen Schweizerkünstlern allzu breit macht.' Bodmer erklärt sich bereit, die Darstellungen abzuändern. Im September 1915 ist die Neuausmalung des Korridors abgeschlossen. Allerdings ist zu bemerken, dass sich Bodmers Formensprache eher noch radikalisiert hat: schwebende nackte Figuren, in äusserster Flächigkeit gehalten, dominieren nun den ganzen Korridor. Eine vermutlich aufgrund dieser zweiten Fassung durchgeführte Umfrage unter der Professorenschaft erweist sich denn auch als fatal: von 'Schmierereien und Schweinereien', 'steifen Gliederpuppen ohne Leben', von 'absoluter Geistlosigkeit' ist die Rede. Ein Dozent schläft vor: ' Von den Bildern im Korridor beantrage ich nur die Katze stehen zu lassen & alles Übrige zu entfernen'.

Auf der Basis der heute vorliegenden Fotografien und schriftlichen Zeugnisse ist der exakte Verlauf von Bodmers formalen Modifikationen nur lückenhaft zu rekonstruieren. Es ist anzunehmen, dass Bodmer auch ohne offizielle Aufforderung Änderungen an einzelnen Figuren oder Wandabschnitten vorgenommen hat. Fest steht, dass die Baukommission Ende 1915 aufgrund der allgemeinen Ablehnung beschloss, die Bilder übermalen zu lassen; nach einer Intervention durch Moser wurden sie dann lediglich verhängt. Bodmer übertünchte sie einige Monate später eigenhändig, da er sie, wie er rückblickend bemerkte, als 'etwas zu gewagt' empfand.» (Mario Lüscher, in: Hildebrand, von Moos, Kunst-Bau-Zeit, Zürich 2014, S. 133–134)

«An Farbe fehlt es ja auch hier nicht, aber die schreienden Mängel in Zeichnung und Komposition lassen keine Freude darüber aufkommen. Diesen seelenlosen nackten Menschen zu Ross und zu Fuss, an denen sich der Maler in allen möglichen und unmöglichen Stilarten versucht, sind schlecht gezeichnet und ohne jeden rhythmischen Zusammenhang. […]» (in: Volksrecht, 16.1.1915)

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