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dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)

künstler: Rolf Meyer

titel: Die Pilatussage

jahr: 1971

adresse: Postgebäude (Schalterhalle), Luzernerstrasse 26, Kriens LU, Schweiz

+: Wandgemälde, Eitempera auf Kalkputz, 328 x 472 cm

«Wem im luftig hellen, mit allen erforderlichen Alarm- und Sicherheitsvorrichtungen versehenen Posttrakt die Rückwand der geräumigen Schalterhalle vorläufig noch zu nüchtern vorkommt, dem sei verraten, dass hier ein Wandbild des Luzerner Künstlers Rolf Meyer vorgesehen ist, das in Temperamalerei die Pilatussage darstellen soll […]». (Luzerner Neueste Nachrichten, 24.6.1969)

«[…] Schon bald wird die gipsverputzte Stirnseite durch ein von Ralph Meyer, Besazio, entworfenes Wandgemälde, die Pilatussage darstellend, verschönert werden. Damit profitieren die Krienser indirekt vom Platzmangel im Telefongebäude an der Bahnhofstrasse in Luzern. Dort musste die vom gleichen Künstler geschaffene 'Mordnacht in Luzern' im Zuge eines Ausbaus entfernt und an einen anderen Standort versetzt werden. Diese 'ruchlose' Tat suchten die PTT-Betriebe auf recht fruchtbare Art wieder gutzumachen, indem sie Ralph (sic) Meyer beauftragten, den künstlerischen Schmuck für die neue Krienser Post zu schaffen.» (Luzerner Tagblatt / Zuger Tagblatt, 23.6.1969)

«Im Auftrag der Hochbauabteilung PTT und im Einvernehmen mit der Sektion Kunst- und Denkmalpflege des Eidgenössischen Departements des Innern hat der Kunstmaler Rolf Meyer, Besazio, ein Wandbild für die Schalterhalle geschaffen, das ein mit der örtlichen Überlieferung in engem Verhältnis stehendes Thema aus der Pilatus-Sage darstellt. […]

Als der vom Aussatz befallene römische Kaiser Tiberius von einem wundertätigen Arzt in Jerusalem, Jesus Christus genannt, Kunde erhielt, wollte er ihn nach Rom kommen lassen, doch musste er vernehmen, dass Pontius Pilatus ihn zum Kreuzestod verurteilt hatte. Darauf befahl der Kaiser den Landpfleger in seinen Pal[a]st, um ihn zu bestrafen. Er aber konnte ihm nichts antun, weil Pilatus den Rock Christi unter seinen Kleidern trug. Als man ihm dieses Amulett wegnahm, schnitt sich der Gefangene aus Verzweiflung die Kehle durch.

Nachdem der Tote – in den Tiber geworfen – schwere Unwetter und Stürme verursacht hatte, wurde beschlossen, den Leichnam in einen fernen, abgelegenen Bergsee bei der Alp Fraeckmuend ob den Hof 'Griens' in Helvetien zu versenken. Danach machte sich der unselige Geist, wie es die Chroniken des 15. und 16. Jahrhunderts bezeugen, durch Gespenstererscheinungen – auf dem Schlachtross daherbrausend oder als Drachentier herumschnaubend – erschreckend bemerkbar.

Warf ein Wanderer mutwillig einen Stein in das Seelein, so überfielen Wolkenbrücke die Umgegend, so dass Überschwemmungen die Ufer des 'Grien-Baches' und des Renggbaches verwüsteten. Alljährlich am Karfreitag tauchte Pilatus aus seinem nassen Grabe auf und erschien im roten Richtermantel Älplern und Berglern. Wer ihn zu sehen bekam, der pflegte nicht alt zu werden. Dank den Beschwörungen eines zauberkundigen Scholaren aus der Stadt Salamanca trocknete der Geistersee allmählich aus, und seither gilt der Pilatusgeist als gebannt.»

(PTT-Zeitung 1971)

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