dieser beitrag wurde verfasst in: spanisch (spa/es)
titel: Mural
adresse: Iglesia de la Divina Providencia, calle Quintana Roo, col. Roma sur, del. Cuauhtémox, México D.F.
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titel: Mural
adresse: Iglesia de la Divina Providencia, calle Quintana Roo, col. Roma sur, del. Cuauhtémox, México D.F.
eingetragen von Alex Winiger am 20.02.2017, 00:57 (email senden)
«Früher gab nur die Regierung Aufträge für Wandbilder. Seither jedoch und dank des guten Rufes dieser Kunstform wünscht sich jeder ein Wandbild in seiner Umgebung. Wandbilder werden jetzt von Bankiers, Anwälten, grossen Handelsunternehmen, hohen Beamten, Industriellen und sogar Abgeordneten bestellt. Ein Wandbild in seinem Hause zu haben ist ein Zeichen von gutem Geschmack und von Kultur. Für ein grosses Bauwerk ist es eine Geldanlage, für ein kaufmännisches Unternehmen ein Reklamemittel. Die Maler richten sich danach und gehen so weit, Muster von Wandbildern in Fresko, Enkaustik und Silikon auszustellen, die in jedem beliebigen Wohnsittz angebracht werden können. Die Handelsunternehmen bleiben nicht hinter den Privatleuten zurück. Fast übereifrig beginnt man jetzt Wandbilder zu malen: in Banken, Brauereien, mexikanischen Industrieunternehmen, ausländischen Handelsgesellschaften, Gaststätten, Hotels, Cafés, Wohnhäusern, Gesellschaftsvereinen, Zeitungen, in ländlichen Trink- und Kaffeestuben, in Apotheken und sogar auf dem Freigelände, wo Autos zum Verkauf stehen, in öffentlichen Gärten und auch in der Besserungsanstalt.
Die Kirche, die seinerzeit einige ihrer Wortführer mit heftigen Polemiken gegen die grossen Wandmaler vorschickte, begreift wie die Franziskaner des sechzehnten jahrhunderts, dass die Malerei in Mexiko eine bedeutungsvolle Rolle spielt, und vergibt an verschiedene Maler — sogar an Freimaurer — Aufträge für Wandbilder in ihren Kirchen, Kapellen und Seminaren. Ihre Strenge ist grösster Nachgiebigkeit gewichen, die es sogar erlaubt, in einer Kirche der Hauptstadt auf einer Oberfläche von dreihundertvierzig Quadratmetern ein Wandbild zu malen, auf dem Personen der 'grossen Gesellschaft', die Frauen von Bankiers, Generalen und Exministern und Ärzte, Geigenvirtuosen, Dichter usw., auftreten.»