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dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)

künstler: Bert Heller

titel: Sagen aus dem Harz

jahr: 1958

adresse: Ratskeller Wernigerode, Sachsen-Anhalt, Deutschland

+: Bildfriese und Zwickelausmalungen zu sechs Rundbögen

«Nahezu zeitgleich zu den thematisch sehr ernsten Bildern im Festsaal des Rathauses übernahm er [Heller] auch die künstlerische Leitung bei den Renovierungsarbeiten des Ratskellers, mit denen eine Malerfirma beauftragt worden war. Für die Rundbögen der Fenster entwickelte er kleine Bildfriese zum Themenkreis 'Sagen aus dem Harz': in den Zwickeln wurden die Hauptfiguren der jeweiligen Sagen noch einmal herausgestellt und von wichtigen inhaltlichen Schwerpunkten der Handlung zeichenhaft ergänzt. Erwähnenswert sind diese Arbeiten vor allem wegen ihrer in der damaligen Zeit sehr untypischen stilistischen Behandlung. Abgesehen einmal davon, dass Heller Formenanleihen in einer enormen Bandbreite — von ägyptischen Bildschriften über orientalische Märchen bis hin zur mittelalterlichen Buchmalerei — aufnahm, weist deren formale Umsetzung weit in den Formenkanon der westeuropäischen Kunst der 1950er Jahre (erinnert sei etwa an Bele Bachem) hinein. Wiewohl das folkloristische Vorbild nie aufgegeben wird, erfährt es doch eine Verknappung und Überhöhung. Besonders die Auffassung der Gesichter deutet auf eine Umprägung französischer Einflüsse hin, die später auch bei Max Schwimmer und Max Lingner zu finden sind. Und es muss unbedingt auf das, obschon hier im kleinsten Rahmen realisierte, Streben nach einer ganzheitlichen Raumgestaltung hingewiesen werden. Der eingangs beschriebene Ganzheitlichkeitsgedanke (wenn man so will: die Umprägung des visionären Gesamtkunstwerkes durch die handwerklich-bauhüttenhafte Praxis), also die gestalterische Durcharbeitung des ganzen Raumes, war als Zielvorstellung absolut präsent.» (Guth 1995, S. 72—73)