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dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)

titel: Treppenhausausmalungen

jahr: 1947–48

adresse: Schule am Gradierwerk, Bad Dürrenberg, Sachsen-Anhalt, Deutschland

+: 2 Treppenhausausmalungen

«Doch bei einer Arbeit, die eigentlich den Neuansatz der Gesellschaft reflektieren sollte, […], klingen noch einmal zumindest in den angelegten Deutungsmöglichkeiten bittere Töne auf: Im Vordergrund des Bildes für das Mädchentreppenhaus bewegen sich zwei Gruppen, junge Arbeiter und junge Frauen, aufeinander zu. Ein Mann, der kompositorisch der Mädchengruppe zugehört, trägt ein reiches, mit Weintrauben geschmücktes Erntebukett; etwas aus der Bildmitte versetzt reicht ein Kind dem Betrachter ein Blumengebinde entgegen. Doch diese fast allegorisch für Tätigkeit und Fruchtbarkeit stehenden Figuren (als Brustbilder gezeigt) können nicht den viel prägnanter wirkenden Bildhintergrund verdecken: Dort schiebt sich ein Kraftwerk in einen See hinein; die Rauchschwader der Schornsteine verdunkeln den Himmel. Dort agieren nun merkwürdige Figurationen. In einer bezogen auf den Aufbauelan positiven Deutung liesse sich lesen: Hier werden Todessymbole — links am Himmel sind Todesvögel erkennbar, die rechte Wolkenfigur liesse sich als Paraphrase auf einen apokalyptischen Reiter deuten — vom neuen Anfang verdrängt. Mit Blick auf die Vieldeutigkeit der Hallenser Malerei jener Jahre könnte man jedoch mit gleichem Recht die Himmelsgestalten als neue Bedrohung, als Gefahr, die von der Technisierung der Welt ausgeht, lesen. Völkers Bild zeigt in jedem Fall, dass die Sicht auf die Zeit noch differenziert sein konnte und keineswegs nur plump agitatorisch war.» (Guth 1995, S. 64—65)