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dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)

künstler: Hermann Kirchberger, Bruno Quass

titel: Die darstellende Kunst (Schauspiel)

jahr: 1948–49

adresse: congress centrum neue weimarhalle (ehemals: Deutsches Nationaltheater, Eingangsfoyer, Rang-Foyers), Weimar, Deutschland

+: Wandgemälde. Marmormosaike (4 Säulen), Glasmosaike (4 Säulen)

«[…] ist in der Bildsprache von Quass, der wie Kirchberger Motive aus der darstellenden Kunst wählte, eine Tendenz zum organischen Abstraktionismus und zur Dekorativität festzustellen. Erkennbare Elemente (z.B. Maksen) wurden zeichenhaft eingesetzt. Kirchberger verwandte realistische Figurendarstellungen (Harlekine) und deutete noch illusionistische Tiefenräume an. Offenbar war dies genau der Punkt, in dem er auch mit den Architekten in Konflikt geriet: Denn man hatte ihn auch beauftragt, im dritten Rang-Foyer eine Wand zu malen, die durch eine Raumunterteilung entstanden war und für eine bildkünstlerische Gestaltung geeignet erschien. Die erste, direkt auf die Wand gemalte Version zeigte eine vierfigurige, stilistisch uneinheitliche Komposition in einem guckkastenähnlichen Gehäuse. Die Farbigkeit wird die Intensität der Säulen gehabt haben. Den Architekten war dieser illusionistische Bildraum schon deshalb unangenehm, weil er der modernen Formensprache der Raumgestaltung widersprach. Sie drängten Kirchberger auf eine Übermalung. Vor das fast fertige Wandbild wurde eine Leinwand gespannt, die der Maler nun mit einer flächigen, fast expressiven vierfigurigen Gruppe ausfüllte. Die illusionistischen Elemente waren verschwunden, ebenfalls die Bildstatik und die formal uneinheitliche Figurenbehandlung. Die neue Version wurde dann 1948 mit der Theatereröffnung übergeben. Abstrahierende bzw. dekorative Lösungen, wie sie die 2. Fassung des Kirchberger-Bildes und die Quass-Säulen darstellen, hat es dann erst wieder seit dem Beginn der 1960er-Jahre in nennenswertem Umfang gegeben.

An diesem einen Beispiel schon deutet sich ein häufiger anzutreffendes Phänomen an: Mit einem einmal ergangenen Verdikt wurden ganze Entwicklungslinien abgebrochen. Die Entstehungsgeschichte dieses Bildes dürfte eines der wenigen Beispiele im ausserkirchlichen Bereich sein — denn dort zeigen etwa die Arbeiten von Charles Crodel, dass der formale Anschluss an Westeuropa gelang und eine parallele, kaum wahrgenommene Kunstlinie weit über die Anfangsjahre hinaus entstand —, das zeigt, wie aktuelle Bildsprachen und Raumklimas produktiv assimiliert wurden. Allein: Die Formalismusdebatte war 1948 ausgebrochen, und im Sommer 1950 schliesslich wurde das Bild abgenommen und an einen unbekannten Ort verbracht; die Erstversion wurde überstrichen. Die Säulen waren über längere Zeiträume hinweg abgespannt. Soweit erhalten, sind sie das einzige Zeugnis dieser relativ unabhängigen Gesamtgestaltungskonzeption [in Ostdeutschland].» (Guth 1995, S. 61—62)

«Seine [Kirchbergers] Arbeiten wurden als formalistisch angegriffen, so dass er das Amt 1951 aufgeben musste und zurück nach West-Berlin ging. Das Weimarer Wandbild wurde deshalb ebenfalls als 'formalistisch' kritisiert und im Juli 1950 abgenommen. Es wurde erst 2003 auf einem Dachboden des Erfurter Angermuseums wiedergefunden. Seit dem 19. Dezember 2003 hängt es wieder – in Weimar (Weimarhalle). » (Quelle: Wikipedia)