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dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)

künstler: Mario Comensoli

titel: Mariä Himmelfahrt

jahr: 1954

adresse: Kapelle Mariä Himmelfahrt, Schwendi/Weisstannental SG, Schweiz

+: Fresko, 45 m2. 1976 zerstört

«Wie eine Episode aus einer andern Welt schliesslich mutet die Geschichte über die Entstehung eines Kirchenbildes an, die sich im hintersten Ende des Weisstannentals im St.-Galler Oberland abspielte. Beteiligt waren Mario Comensoli (1922), der nachgerade berühmt gewordene Realist und engagierte Zeitgenosse, sowie der Gemeindepfarrer Dürr in Schwendi. Dieser Pfarrer nämlich war, wie zahlreiche rührende Briefe an den Künstler zeigen, ein begeisterter Anhänger von Comensolis Kunst. 1954 erhielt Comensoli den Auftrag, die schräg abfallende Südwand der Kirche mit der Darstellung der «Mariae Himmelfahrt» zu schmücken. Comensoli begab sich nach Schwendi, porträtierte die einheimischen Bergbäuerinnen und -bauern und integrierte diese Porträts in das Bild. Die Männer und Frauen, die das Entschwinden Marias mit Staunen beobachteten, sind kraftvoll und monumental gestaltet. Nichts wird verklärt, Maria trägt ein Flickengewand. Comensoli berichtet heute, dass die Leute von Schwendi zuerst mit Distanz diesem Unterfangen gegenüberstanden, schliesslich aber, zusammen mit ihrem Pfarrer, das Endprodukt bewunderten. Comensolis Wandbild existiert heute nicht mehr. Im Jahr 1976 ist es in einer Nacht-und-Nebel-Aktion vollständig zerstört worden, von unbekannten Tätern, wie es anfänglich hiess. Diese Zerstörungstat ging, wie später unschwer rekonstruiert werden konnte, auf das Konto des neuen Gemeindepfarrers, dem das säkularisierte Wandbild ein Dorn im Auge war. Erstaunlich an der Geschichte ist, dass dieselbe Bevölkerung, die ursprünglich das neue Kirchenbild wohlwollend unterstützt und aufgenommen hatte, sich nicht gegen den neuen Pfarrer wandte, als er das Bild zerstören liess. Längst schon hatte er seinen Gläubigen glaubhaft gemacht, dass dieses Bild ein Schandfleck sei, den es zu entfernen gelte.» (Lutz 1999)

«Am 22. Oktober 1953 wurde im Ortsteil Schwendi, vor Weisstannen, die Kapelle Maria Himmelfahrt durch Bischof Josephus Meile von St. Gallen eingeweiht. Die schlicht Kapelle vom Zürcher Architekten Otto Glaus wurde vorwiegend aus einheimischen Materialien erbaut und steht etwas abseits der Strasse nach Weisstannen. Der Stein wurde an Ort und Stelle gebrochen, das Holz stammt ebenfalls aus dem Weisstannental. Das kurz nach der Einweihung angebrachte, ca . 40 Quadratmeter grosse Wandfresko des Tessiner Künstlers Mario Comensoli vermochte der Bevölkerung nicht zu gefallen und wurde nach längerem Hin und Her auf Beschluss des damaligen Kirchenverwaltungsrates wieder entfernt.» (Eberle 2017, S. 57)

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