dieser beitrag wurde verfasst in: spanisch (spa/es)
künstler: Fernando Leal
titel: La aparición de la Virgen de Guadalupe
jahr: 1944–46
+: Ciclo de 7 murales, 150 m2 (cúpula)
dieser beitrag wurde verfasst in: spanisch (spa/es)
künstler: Fernando Leal
titel: La aparición de la Virgen de Guadalupe
jahr: 1944–46
+: Ciclo de 7 murales, 150 m2 (cúpula)
eingetragen von Alex Winiger am 21.03.2017, 13:25 (email senden)
geändert von Alex Winiger am 21.03.2017, 13:26 (email senden)
«Schliesslich malte er 1944–46 in der Kapelle von Tepeyac die Legende der Jungfrau von Guadalupe und eine sich über eine Fläche von einhunderfünfzig Quadratmetern erstreckende Kupel mit einem Orchester von Indioengeln.
Hier ersetzte Fernando Leal mit seiner erprobten Meisterschaft, was bei einem anderen Maler Überfluss an Gottergebenheit und Glaubensschwärmerei geworden wäre. Statt religiös aufdringlicher Szenen schuf er Bildnisse von Konquistadoren und Eroberten, von Mönchen und Bischöfen, aber auch von Indios und Mestizen, ähnlich denen, die wir täglich auf den Strassen sehen. Die Episode der wunderbaren Erscheinung, die der entscheidende Teil des Wandbildes sein müsste, ist durch die anmutige Landschaft des Tales von Mexiko symbolisiert. Nicht das unbestreitbar schöne Bildnis der Jungfrau von Guadalupe ist auf diesem Fresko das Ereignis, sondern die Natur: die vulkanischen Berge des Hintergrundes, der sich zu Füssen des Berges ausbreitende See und die Wolke von Vögeln der überreichen mexikanischen Vogelwelt, von denen die schwebenden Engel ihre eigentümlichen Flügel entlehnen.
So verpflichtet er war, dem von der geistlichen Obrigkeit gebilligten Programm sowie seiner in vielen Handlungen seines Lebens bekundeten Haltung als vernünftiger Denker treu zu sein, löste der Maler das Problem dieser Dualität doch mit der ihm eigenen Meisterschaft und dem Scharfsinn, mit denen er religiöse Gestalten (Mönche, Bischöfe usw.) als handelnde Personen eines mehr irdischen als himmlichen Dramas malte. Nur in der Kuppel, in der er einen Chor von schwarzbraunen Engeln mit negerähnlichen und indianischen Zügen malte, die die gleichen Instrumente spielen, die den Azteken zum Lobe ihrer Götter oder bei ihren religiösen Zeremonien dienten, befreit sich der Künstler von seinen mit dem Programm übernommenen Verplfichtungen und von seinen vereinbarten Verbindlichkeiten. Fernando Leal war angehalten, jene zu loben, die die neue Religion nach Mexiko gebracht hatten; er behandelt sie mit Respekt, jedoch mit der strengen Objektivität des Historikers. Zu leiden bestimmt er den Indio, den mancher Konquistador für seelenlos hielt.
In dieser Kirche beweist der Freidenker das wirkliche Ausmass des grossen Künstlers. Es war der erste Versuch eines grossen religiösen Wandbildes durch einen Maler der Wandmalereibewegung.»