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dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)

künstler: Anita Rée

titel: Einzug in Jerusalem. Abendmahl. Verhaftung in Gethsemane. Die klugen und die törichten Jungfrauen

jahr: 1931

adresse: Ansgarkirche, Langenhorner Chaussee 266, Hamburg, Deutschland

+: Altarbildzyklus (Tafelbilder)

«Die Themen sind vorgegeben: Passion: Einzug in Jerusalem, Abendmahl, Verhaftung in Gethsemane im Innenteil, im Außenteil das Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen. Rée wird aufgefordert, sich an dem Wettbewerb zu beteiligen, sendet ihre Entwürfe ein, findet Zustimmung und wird gebeten, Entwürfe in Originalgröße einzureichen. Es ist das Jahr 1930, Ende November. Am Heiligabend des selben Jahres geht ein Schreiben des 'Hamburger Tageblatts' bei der Hamburgischen Landeskirche ein, erkundend, ob es stimme, dass die Jüdin Anita Rée mit der Ausgestaltung des Altars der evangelischen Kirche in Langenhorn beauftragt sei: 'Als Nationalsozialisten könnten wir nicht verstehen, wie die Ausschmückung einer evangelischen Kirche an eine Jüdin vergeben werden kann.'

Die Drohung war unüberhörbar – gleichwohl erhielt Rée den Auftrag, endgültig im Februar 1931. Die Bilder standen nie auf dem Altar der Kirche. Der Kirchenvorstand der Lukasgemeinde, zu der die Ansgarkirche bis 1935 gehörte, lehnte die Bilder ab. Künstlerische Bedenken? Einfluss der nationalsozialistischen Drohung? Vielleicht beides, erstere könnten vorgeschoben, letzterer geleugnet worden sein – oder aber eben auch nicht. Die Bilder gingen an die Hauptkirche St. Nikolai, wurden mutmaßlich dort eingelagert und wären dann bei der Zerstörung dieser Kirche in den Bombennächten 1943 mit verbrannt. Wohl hatten Freunde Anita Rées das Werk erwerben wollen, waren aber nicht in der Lage, die 6000 Reichsmark zu bezahlen, die die Kirche Anita Rée gezahlt hatte und nun für das Werk verlangte. Aber fotografiert haben sie die farbigen Bilder. Und deren Schwarz-Weiß-Reproduktionen in Originalgröße hängen seit gut 15 Jahren an der Orgelempore der Ansgarkirche.» (Pastor Helge Martens, Homepage Kirchgemeinde Ansgar, ca. 2018)