www.mural.ch: werke

dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)

künstler: Wilhelm Nida-Rümelin

titel: Laboremus

jahr: 1922

adresse: Deutsche Gewerbeschau, Theresienhöhe, München, Deutschland

+: Wandbild. Zerstört

«Räumlichkeiten, die eine heitere und festliche Stimung ausstrahlen sollten, waren beispielsweise von Münchner Künstlern in einem dekorativen Neo-Rokoko-Stil ausgestalten worden, der die historischen Elemente in einer zeitgenössischen, mehr eckig-geometrischen Form umsetzte. In gleichsam diametralem Gegensatz hierzu steht das monumentale Wandbild des Künstlers Wilhelm Nida-Rümelin ([…] in der Haupthalle, […] in der die Ausstellungssektion keramik und Glas zu sehen war. Nida-Rümelin hatte den von der Ausstellungsleitung ausgeschriebenen Wettbewerb für ein Wandbild im grossen Lünettenfeld an der Stirnwand der Halle vor den neusachlichen Malern Richard Seewand und Max Unold (1885–1964) gewonnen. In einer weitgehend symmetrisch angelegten Komposition aus zahlreichen Figurengruppen und Architekturelementen schuf er eine 'Stadt der Arbeit.' Der Bildtitel Laboremus fordert das Bildpersonal, aber auch die Ausstellungsbesucher gleichsam zur gemeinsamen Tätigkeit und Aufbauarbeit an einem neuen Gemeinwesen auf. Durch zahlreiche architektonische Würdemotive wie den mittig platzierten Triumphbogen oder aquäduktähnliche Bauelemente im Mittelgrund entsteht so ein Denkmal des Arbeitsbegriffs, wie ihn die Gewerbeschau präsentieren wollte. Mit der Entscheidung für den etablierteren Nida-Rümelin und sein Werk setzte die Ausstellungsleitung ein prominentes Zeichen für eine in der Tradition verankerte Vorstellung von Monumentalkunst:

'Er hat aus seinem eminenten architektonisch-dekorativen Gefühl das Ganze zu edler, imponierender Wirkung gebracht und in seinem Bild die Monumentalische Gipfelung erreicht.'

Es ging hier nicht darum, ein Beispiel für eine zeitgemässe wandmalereische Ausstattung eines öffentlichen Gebäudes zu geben, wie es die vorangehenden Kunstgewerbeausstellungen getan hatten, oder eine auf das Ausstellungsthema unmittelbar bezogene Darstellung zu realisieren, sondern vielmehr darum, ein symbolhaftes Monumentalbild in der noch jungen Republik zu schaffen. Dieses Werk unterscheidet sich in seiner Bildstrategie also kaum von den historischen, auf Permanenz angelegten Wandbildern des 19. Jahrhunderts, deren Tradition auch in den Verwaltungsgebäuden der Weimarer Republik mitunter nachklingt.» (Schuler 2017, S. 174)