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Einbettung von Wandgemälden in die Architektur

Abbildung Diego Rivera, Man and Machine, Detroit Institute of Arts, 1931—32 Diego Riveras Werk in Detroit belegt die klar definierten Wandflächen zwischen den rhythmisierenden Strukturelementen des Innenhofs. Die Gemälde, in den unteren Partien detailreich, in den oberen grossmassstäblicher, vergrössern visuell die Halle, etwa analog zu einem Schlosssaal oder einem grossen Museumssaal des 19. Jahrhunderts.

Abbildung Pfullinger Hallen von Theodor Fischer, mit Bühnenwand von Louis Moilliet, 1906 Theodor Fischers Pfullinger Hallen sind, mit Ausnahme der Fensterreihen und den (rein funktionalen) Deckenträgern frei von plastischen Elementen wie Pilastern, Simsen und dergleichen. Die Staffelung der Malerei in strukturierende, rhythmisierende und darstellende Teile baut das Ordnungssystem selbst auf.

Abbildung Josep Maria Sert i Badia, The Wedding of Camacho, Waldorf-Astoria, New York, 1931 Abbildung Josep Maria Sert i Badia, The Wedding of Camacho, Waldorf-Astoria, New York, 1931 Josep Serts Bildzyklus für einen Saal des Waldorf-Astoria in New York ordnete sich der Architektur unter und diente, geschmackvoll und dezent, dem edlen Dekor. Demgegenüber ist der monumentale Zyklus des Malertrios Britton, Millman, Siporin in Decatur wuchtig, offensiv und didaktisch.

Abbildung Josep Maria Sert i Badia, The Wedding of Camacho, Waldorf-Astoria, New York, 1931 Abbildung Amelia Peláez, Frutas del tropico, Hotel Habana libre, La Habana, Cuba, 1957—58 Abbildung Le Corbusier, Peinture du silence, Lesesaal des Schweizer Pavillons der Cité Universitaire in Paris, 1948 Unvermittelt eingesetzte Bildflächen im Rahmen modernistischer Architektur. Wie Henry-Russell Hitchcock in seinem Text The Place of Painting and Sculpture in Relation to Modern Architecture 1947 feststellte, eignet sich eine figurative oder verspielt-ornamentale Gestaltung dafür besser als eine reduziert-flächige, die das Formenrepertoire der Architektur selber fortführen würde.

Abbildung David Alfaro Siqueiros, Retrato de la burguesía, México D.F., 1939 Abbildung Heinrich Danioth, Bundesbriefmuseum Schwyz, 1936 Aufhebung des architektonischen Raums durch komplett überformende Bemalung. Es entsteht ein "Geisterbahneffekt". Im Gegensatz dazu kann die in der Schweiz und in Deutschland oft anzutreffende Einbettung von Bildern in "leere" Wände den Eindruck einer applizierten Bildinsel oder gar eines aufgehängten Tafelbildes vermitteln.

Abbildung Erilailcane, Île de Ré, Frankreich, 2012 Anstelle der Architektur kann auch die Landschaft den Bezugsrahmen eines Monumentalwerks bilden. Entsprechende Werke wurden vornehmlich von Vertretern der Streetart seit den 1970er-Jahren ausgeführt.

Abbildung Pablo Picasso's Guernica im Spanischen Pavillon, Weltausstellung Paris 1937 Abbildung 
Pablo Picasso's Guernica im Museum of Modern Art New York Abbildung 
Pablo Picasso's Guernica im Museo Reina Sofía, Madrid Nicht wenige Monumentalwerke wurden allerdings bereits zu Beginn für einen variablen Kontext geschaffen. Ein prominentes Beispiel ist Pablo Picassos Guernica. 1937 im Pavillon der spanischen Republik an der Weltausstellung in Paris gezeigt, wurde das Gemälde nach einer Tour durch verschiedene Ländern bis 1981 im Museum of Modern Art in New York ausgestellt. Danach wurde es zunächst im Museo del Prado in Madrid präsentiert und befindet sich heute in der Sammlung des Museo Reina Sofía. (Zu beweglichen Murals vgl. Golan, 2009)